Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
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Wer die Schule verän<strong>der</strong>n will, muss die angehenden Lehrerinnen und<br />
Lehrer gewinnen<br />
Freinet-Pädagogik an <strong>der</strong> Hochschule<br />
von Ursula Carle<br />
Die Freinetbewegung erschließt sich <strong>der</strong>zeit ein neues Arbeitsfeld, die universitäre Lehrerbildung. Zwar<br />
gab es auch bisher schon insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit Lernwerkstätten Kontakte und punktuelle<br />
Zusammenarbeit zwischen Freinetpädagoginnen und -Pädagogen an Schulen und Hochschulen,<br />
aber <strong>noch</strong> keinen Rahmen, innerhalb dessen solche Verbindungen weiter ausgebaut werden könnten.<br />
Einen solchen „Rahmen“ zur Verfügung zu stellen, Verbindungen untereinan<strong>der</strong> stärker zu verkoppeln,<br />
ist das Ziel einer Initiativgruppe, die sich 1994 gegründet hat. Im September 1995 fand dann<br />
in Schwerte das erste gut besuchte Freinet-Hochschultreffen statt, auf dem hochschuldidaktische<br />
Erfahrungen ausgetauscht wurden. Weitere jährliche Treffen und eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />
sind geplant.<br />
Die Idee hatte verschiedene Wurzeln. Sicherlich war die stärkste die Not <strong>der</strong>jenigen, die nach jahrelanger,<br />
mittlerweile akzeptierter freinetpädagogischer Praxis in <strong>der</strong> Schule nun an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />
zu lehren begannen. Mit Studierendenmassen konfrontiert, in viel zu engen Räumen untergebracht<br />
und ohne jegliche Materialausstattung waren sie beauftragt, Pädagogik für das Lehramtstudium anzubieten.<br />
Um unter diesen Bedingungen des Hochschulalltags das eigene pädagogische Selbstbild<br />
zu retten, mussten neue Ideen entwickelt werden, die sich trotz Massenbetrieb an emanzipatorischen<br />
Zielen orientieren, wie sie von Freinet 1950 dem Kongress von Nancy vorgelegt und 1968 als Charta<br />
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Freinet-Pädagogik in <strong>der</strong> Schule zwischenzeitlich (lediglich) Synonym für mehr Kindorientierung und<br />
vor allem durch Freiarbeit und Druckerei bekannt steht im Vorlesungsverzeichnis <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>en,<br />
wenn überhaupt, dann vor allem als Stichwort für die Analyse von Freinetliteratur. Eine Verbindung<br />
von Wissen über Freinet-Pädagogik mit freinetpädagogisch orientierter Hochschulpraxis passt vor<strong>der</strong>gründig<br />
nicht in die universitäre Lehrerbildung. Darüber kann auch <strong>der</strong> Blick auf die wenigen an<br />
Hochschulen vorhandenen Lernwerkstätten kaum hinwegtäuschen.<br />
Aus dieser Not entwickelten sich über die Grenzen <strong>der</strong> eigenen Institution hinaus erste Kooperationen,<br />
um die neuen Möglichkeiten in <strong>der</strong> Lehrerbildung zu diskutieren und sie damit einer bewussten<br />
Verbesserung zugänglich zu machen. Es entstand ein Austausch über Erfahrungen mit neuen<br />
Seminarformen in den vorhandenen universitären Strukturen und darüber, wie diese Strukturen verän<strong>der</strong>t<br />
werden können. Durch Kooperation mit Lehrerinnen und Lehrern aus <strong>der</strong> Freinetbewegung wurde<br />
zugleich versucht, neue pädagogische Entwicklungen für das Studium an <strong>der</strong> Hochschule nutzbar zu<br />
machen. Auch meine Arbeit ist im Kontext dieses Austauschs mutiger geworden.<br />
In diesem Artikel werde ich aus <strong>der</strong> freinetpädagogischen Diskussion um die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> univer-<br />
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