Klangsynthese und Physical Modeling - Brothers in Music
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DIPLOMARBEIT HENRI HAGENOW<br />
modellieren. Zwar wurde auch mit diesen Geräten versucht, die Spektren von<br />
Natur<strong>in</strong>strumenten nachzubilden, die Ergebnisse kl<strong>in</strong>gen aber unnatürlich <strong>und</strong> starr. Die<br />
<strong>Klangsynthese</strong>algorithmen <strong>in</strong> den heutigen Musiksynthesizern beruhen auf der digitalen<br />
Simulation der bis <strong>in</strong> die 80er Jahre entwickelten analogen Synthesizer. Im Gegensatz zu<br />
damals werden heute anstatt analoger Schaltkreise nur noch digitale Algorithmen<br />
entwickelt, die die elektronischen Schaltungen <strong>in</strong> den alten ‚Klangmonstern‘ <strong>in</strong>nerhalb<br />
digitaler Signalprozessoren simulieren (‚virtuell analoge Klangerzeugung‘). Die populärsten<br />
<strong>Klangsynthese</strong>techniken s<strong>in</strong>d seitdem dieselben geblieben, sie s<strong>in</strong>d nur zwischenzeitlich<br />
von der analogen zeitkont<strong>in</strong>uierlichen <strong>in</strong> die digitale, zeitdiskrete Ebene gewechselt.<br />
2.4 Physikalische Modelle<br />
Beim sogenannten <strong>Physical</strong> <strong>Model<strong>in</strong>g</strong>, der digitalen Implementierung f<strong>und</strong>amentaler<br />
physikalischer Modelle akustischer Musik<strong>in</strong>strumente, werden die bekannten physikalischen<br />
Bewegungsgesetze der e<strong>in</strong>zelnen Teile des Instrumentes <strong>und</strong> deren Interaktionen<br />
untere<strong>in</strong>ander mathematisch simuliert. Mittels <strong>Physical</strong> <strong>Model<strong>in</strong>g</strong> läßt sich e<strong>in</strong>erseits das<br />
Verständnis der jeweiligen Instrumentenmodelle vorantreiben (modellbasierte<br />
Instrumentenforschung) <strong>und</strong> andererseits deren Klang synthetisieren [Hiller&Ruiz, 1971].<br />
Hierbei lassen sich die gängigen Theorien zur Tonerzeugung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
physikalischen Instrumentenmodellen <strong>in</strong> ihrer Wirksamkeit überprüfen <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />
Neue Erkenntnisse können gesammelt werden <strong>und</strong> zur gezielten Verbesserung der<br />
Bauweise <strong>und</strong> Spieltechniken akustischer Instrumente dienen. Am Modell lassen sich<br />
schnell beliebige Variablen verändern, um zu sehen, welche Auswirkungen dies auf den<br />
Klang hat.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt die Möglichkeit, ausgehend von diesen Modellen, neue künstliche<br />
Instrumente zu konstruieren. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Fall ist die Variation e<strong>in</strong>iger Parameter über die<br />
physikalisch beobachteten Grenzen h<strong>in</strong>aus. So läßt sich z.B. der Klang e<strong>in</strong>es Kontrabasses<br />
erzeugen, dessen Saiten den Ausmaßen der Stahlseile der Golden Gate Bridge<br />
entsprechen. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, die bekannten Modelle so weit<br />
abzuändern, daß sie zwar noch auf dem gleichen Klangerzeugungspr<strong>in</strong>zip beruhen (z.B.<br />
e<strong>in</strong>er Rückkopplung zwischen l<strong>in</strong>earen Wellenleitern <strong>und</strong> nichtl<strong>in</strong>earen Funktionen zwischen<br />
den Zustandsvariablen), aber völlig neuartige Klangstrukturen erzeugen.<br />
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