Klangsynthese und Physical Modeling - Brothers in Music
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DIPLOMARBEIT HENRI HAGENOW<br />
3.5.6 Saitensteifigkeit<br />
Für die Realisierung e<strong>in</strong>er steifen Saite, z.B. zur Simulation von Piano-Saiten, nutzt man<br />
Schaltungen wie sie <strong>in</strong> Abb. 3.18 dargestellt s<strong>in</strong>d. Durch die Saitensteifigkeit breiten sich die<br />
hochfrequenten Signalanteile schneller aus, als die niederfrequenten Anteile, so daß die<br />
Welle dispergiert (s.o. Abschnitt 3.2.2). E<strong>in</strong> solches Verhalten simuliert man durch die<br />
Integration e<strong>in</strong>es Allpaßfilters mit frequenzabhängiger Verzögerung, der die Dispersion an<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Stelle im Wellenleiter zusammenfaßt. E<strong>in</strong>e solche steife Saite erzeugt e<strong>in</strong>e<br />
disharmonische Obertonreihe, d.h. die Oberschw<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d nicht mehr ganzzahlige<br />
Vielfache der Gr<strong>und</strong>schw<strong>in</strong>gung 23 .<br />
Abb. 3.18: Simulation e<strong>in</strong>er fest e<strong>in</strong>gespannten steifen Saite. Der Allpaßfilter<br />
sorgt durch e<strong>in</strong>e frequenzabhängige Signalverzögerung für die Nachbildung<br />
von Dispersionsersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> den sich auf der Saite ausbreitenden Teilwellen.<br />
3.5.7 Dynamische Saitenbegrenzungen<br />
Um die Simulation des Klanges e<strong>in</strong>er gezupften Saite realistisch zu gestalten, muß man von<br />
der totalen Reflexion an den beiden Saitenenden Abstand nehmen. E<strong>in</strong> absolut starrer Steg<br />
e<strong>in</strong>er Gitarre oder e<strong>in</strong>er Viol<strong>in</strong>e kann ke<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gungen auf den Korpus des Instrumentes<br />
übertragen. Die Saitenschw<strong>in</strong>gung wird durch die Kopplung der Saite an die Brücke<br />
gedämpft. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall verhält sich die Schw<strong>in</strong>gung ähnlich wie die e<strong>in</strong>es Systems<br />
aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Feder, die parallel zu e<strong>in</strong>em frequenzunabhängigen Widerstand<br />
(Dämpfungzyl<strong>in</strong>der, ‚dashpot‘) geschaltet wird [LePage, 1961; Cremer, 1984].<br />
Wird e<strong>in</strong>e Wanderwelle am Steg e<strong>in</strong>es realen Instrumentes reflektiert, so wird dieser bewegt<br />
<strong>und</strong> überträgt e<strong>in</strong>en Teil der Schw<strong>in</strong>gungsenergie <strong>in</strong> den Instrumentenklangkörper. In<br />
welchem Maße sich der Steg bewegt, wird durch die sogenannte ‚driv<strong>in</strong>g-po<strong>in</strong>t‘-Impedanz<br />
R b(s) bestimmt. Dies ist die Impedanz des Steges am Aufsatzpunkt der jeweiligen Saite. Die<br />
23 Beim Klavier werden aufgr<strong>und</strong> der Dispersionsersche<strong>in</strong>ung die Saiten der oberen Lagen etwas<br />
höher, als ihre theoretischen Notenwerte gestimmt, um im Zusammenspiel mit Tönen der unteren<br />
Oktavlage disharmonische Klänge zu vermeiden.<br />
Onl<strong>in</strong>e-Version 1.0<br />
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