Klangsynthese und Physical Modeling - Brothers in Music
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DIPLOMARBEIT HENRI HAGENOW<br />
Wellen [Elmore&Heald, 1969]. Die bisher betrachteten transversalen Wellen repräsentierten<br />
nur Schw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der x-y-Ebene – die vertikale Polarisation transversaler<br />
Saitenschw<strong>in</strong>gungen. Um e<strong>in</strong>e reale Saite zu modellieren, benötigt man zusätzlich noch<br />
transversale Wellen <strong>in</strong> der x-z-Ebene, also horizontale Polarisation. Jede Polarisation<br />
transversaler Wanderwellen kann durch e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ation horizontaler <strong>und</strong> vertikaler<br />
Polarisationen dargestellt werden.<br />
S<strong>in</strong>d die Saitenenden starr, so ist die horizontale Polarisation unabhängig von der vertikalen<br />
Polarisation. In diesem Fall wird für die horizontale Schw<strong>in</strong>gungsebene e<strong>in</strong>e eigene<br />
Rückkopplungsschleife implementiert, die identisch ist mit der für die Simulation vertikaler<br />
Wellen. Der kle<strong>in</strong>e Grad der nichtl<strong>in</strong>earen Kopplung zwischen den horizontalen <strong>und</strong><br />
vertikalen Wanderwellen, der auftritt, wenn die Ortsableitung der Saitenauslenkung sehr viel<br />
kle<strong>in</strong>er als E<strong>in</strong>s ist, wird vernachlässigt [Elmore&Heald, 1969]. In akustischen<br />
Saiten<strong>in</strong>strumenten ist allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e schw<strong>in</strong>gende Saite absolut starr e<strong>in</strong>gespannt, da<br />
e<strong>in</strong>e solche Konstruktion den Klangkörper nicht zur Klangabstrahlung br<strong>in</strong>gen würde 27 .<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, daß vertikale <strong>und</strong> horizontale transversale Wellen unterschiedlich stark über<br />
den Steg übertragen werden.<br />
Die Brückenadmittanz e<strong>in</strong>es Pianos zum Beispiel ist <strong>in</strong> vertikaler Richtung wesentlich<br />
größer als <strong>in</strong> horizontaler Richtung, was die Horizontalkomponente langsamer abkl<strong>in</strong>gen<br />
läßt, als die vertikale Schw<strong>in</strong>gungskomponente. Dies erhöht die Energietransferrate der<br />
vertikalen Schw<strong>in</strong>gungsmoden der Saite auf den Steg [We<strong>in</strong>reich, 1977]. Die hörbare<br />
Konsequenz dieser ungleichen Abkl<strong>in</strong>graten ist e<strong>in</strong>e zweiphasige Amplitudenhüllkurve des<br />
Ausklangbereiches e<strong>in</strong>es Tones (two-stage decay, siehe Abb. 3.20). Das anfänglich<br />
schnelle Abkl<strong>in</strong>gen gibt der gespielten Note e<strong>in</strong>en starken Ansatz, während der langsame<br />
späte Abfall den anhaltenden Nachklang unterstützt [Askenfelt, 1990; Kapitel We<strong>in</strong>reich].<br />
Die Kopplung der horizontalen <strong>und</strong> vertikalen Moden geschieht über den Steg. Das<br />
natürliche Modell der über den Steg gekoppelten orthogonalen Polarisationen ist dasselbe,<br />
wie das für zwei vertikale Polarisationen der Schw<strong>in</strong>gungen auf zwei verschiedenen Saiten<br />
(siehe Abschnitt 3.7).<br />
27 Elektrische Gitarren mit magnetischen Tonabnehmern haben fast starre Saitenenden, aber selbst<br />
<strong>in</strong> solche Fällen können Kopplungsphänomene beobachtet werden, besonders oberhalb der<br />
sechsten Harmonischen [Smith, 2000].<br />
Onl<strong>in</strong>e-Version 1.0 60