b a c - repOSitorium - Universität Osnabrück
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4 Diskussion<br />
te Hauptleitwert 165 pS, der Unterleitwert liegt bei 733 pS. Der aufgereinigte Sec61-<br />
Komplex zeigt nur eine einzelne Leitwertklasse von 94 pS.<br />
Das Auftreten zweier Leitwertklassen ist auf mehrere Kanäle mit einem übergeordne-<br />
ten Gatingmechanismus oder auf einen Einzelkanal mit verschiedenen Unterleitwerten<br />
zurückzuführen, wenn kooperative Schaltereignisse über alle Unterniveaus hinweg auf-<br />
treten (Laver und Gage, 1997). Für den Sec61-Komplex aus RM-Präparationen ergibt<br />
sich aus den Schaltfrequenzen des großen und kleinen Leitwertes eine Wahrscheinlich-<br />
keit von 9,29 ·10 −8 für deren unabhängiges Schalten innerhalb eines Samplingintervalls<br />
von 200 µs (Tabelle 3.1). Ein Schalten über die Unterniveaus hinweg würde damit für<br />
unabhängig auftretende Leitwerte lediglich 1,7-mal pro Stunde detektiert werden. Tat-<br />
sächlich lässt sich eine entsprechende Stromänderung in einer exemplarischen Stromspur<br />
von 60 Sekunden zwei Mal beobachten und tritt damit 72-mal häufiger auf als erwartet<br />
(3.1.2). Die verschiedenen Leitwerte sind damit nicht auf mehrere unabhängige Ionenka-<br />
nalaktivitäten im Translokon-Komplex, sondern auf einen hochdynamischen Einzelkanal<br />
mit Unterleitwerten (Unipore-Modell) oder auf gekoppeltes Schalten mehrerer Kanäle<br />
(Multipore-Modell) zurückzuführen (Laver und Gage, 1997). In keiner der unter Verwen-<br />
dung von KCl-Elektrolyten untersuchten Proben wurde nur eine der beiden Leitwert-<br />
klassen oder eine reduzierte Dynamik im Schaltverhalten beobachtet. Außerdem zeigen<br />
die elektrophysiologischen Grundcharakteristika des Kanals aus RM-Proben in KCl-<br />
Puffer keine Unterschiede im Vergleich mit dem aufgereinigten Sec61-Komplex. Damit<br />
kann die Präsenz eines weiteren ionenleitenden Kanals neben Sec61 in den untersuchten<br />
Translokon-Präparationen ausgeschlossen werden. Für das Multipore-Modell ist somit<br />
eine Oligomerisierung mehrerer Sec61-Komplexe zu postulieren.<br />
Die Stöchiometrie des Translokons ist wissenschaftlich umstritten. Verschiedene Studi-<br />
en der letzte Jahre haben einen monomeren Sec61/SecY-Komplex im Translokon vorge-<br />
schlagen (Van den Berg et al., 2004; Menetret et al., 2007; Kalies et al., 2008; Menetret et<br />
al., 2008). Andere Ergebnisse deuten auf eine Oligomerisierung als Dimer, Trimer oder<br />
Tetramer hin, jedoch soll auch in oligomerer Assemblierung nur ein Sec61-Komplex die<br />
aktive Translokationspore konstituieren (Menetret et al., 2000; Beckmann et al., 2001;<br />
Breyton et al., 2002; Mori et al., 2003; Snapp et al., 2004; Menetret et al., 2005; Osborne<br />
und Rapoport, 2007). Daneben wurde ein weiteres Modell entwickelt, nach dem zwei<br />
SecY-Komplexe über einen lateralen Gatingmechanismus einen konsolidierten Kanal<br />
bilden (Mitra et al., 2005; Mitra und Frank, 2006).<br />
Der Radius der Sec61-Pore wurde in früheren Experimenten mit unterschiedlich großen<br />
Nichtelektrolyten (Polyethylenglycole, PEGs) bestimmt (Wirth, 2003). Wird die Grö-<br />
ße der PEGs bei dieser Methode so gewählt, dass die Moleküle die Pore permeieren<br />
können, so wird ein Teil des Volumens im Kanal von PEGs eingenommen und damit<br />
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