b a c - repOSitorium - Universität Osnabrück
b a c - repOSitorium - Universität Osnabrück
b a c - repOSitorium - Universität Osnabrück
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 Diskussion<br />
Spannungsrampen. Da bei letztgenannter Methode der absolute Strom betrachtet wird,<br />
fließt der für den Sec61-Komplex charakteristische Leckstrom hier mit in die Auswer-<br />
tung ein (siehe 2.3.13). Die Daten deuten darauf hin, dass die Selektivität des Sec61-<br />
Komplexes durch den Leckstrom maßgeblich herabgesetzt wird.<br />
Weitere Untersuchungen mit asymmetrischen MgCl2-Lösungen haben ein Verhältnis<br />
der Permeabilitätskoeffizienten von P Cl −/P Mg 2+=6,5 für die RM-Probe aus Strom-Span-<br />
nungsrampen ergeben. Ein Vergleich mit dem entsprechenden Wert für CaCl2 (P Cl −/<br />
P Ca 2+= 6,8) zeigt, dass der Kanal nicht zwischen den bivalenten Kationen diskriminieren<br />
kann.<br />
Die Selektivität eines weiten Ionenkanals wird maßgeblich durch elektrostatische Wech-<br />
selwirkungen der permeierenden Ionen mit polaren oder geladenen Aminosäureresten<br />
in der Porenregion bestimmt (Aguilella-Arzo et al., 2007). Dabei wird die Permeabilität<br />
für Kationen durch negative Ladungen in der Pore erhöht und durch positive Ladungen<br />
verringert. Versuche mit Mutanten von bakteriellen β-Barrel Porinen mit bekannter 3D-<br />
Struktur haben gezeigt, dass sich die Selektivität durch einen Austausch der geladenen<br />
Aminosäuren in der Porenregion in der zu erwartenden Weise verändern lässt (Phale<br />
et al., 2001; Miedema et al., 2004). Die Nettopermeation von Anionen und Kationen<br />
durch einen weiten Kanal wird letztlich durch die Anzahl der energetisch günstigen Tra-<br />
jektorien auf denen Anionen und Kationen eine Pore durchqueren können sowie deren<br />
Besetzungshäufigkeit festgelegt (Schirmer und Phale, 1999; Im und Roux, 2002a).<br />
Es ergibt sich die Frage, wie das für den Durchmesser der Sec61-Pore relativ hohe Um-<br />
kehrpotenzial in asymmetrischen CaCl2- oder MgCl2-Elektrolytlösungen im Vergleich zu<br />
KCl-Lösungen verursacht wird. Nach Eisenman und Horn (1983) wird die Selektivität ei-<br />
nes single-file-Ionenkanals von dem Energieaufwand für die Entfernung der Hydrathülle<br />
eines beteiligten Ions und dem Energiegewinn aus dessen elektrostatischer Interaktion<br />
mit geladenen Aminosäureresten in der Pore bestimmt. Die freiwerdenden Koordina-<br />
tionsstellen des Ions werden dabei durch die geladenen Gruppen in der Pore ersetzt.<br />
Computergestützte Simulationen haben gezeigt, dass K + - und Cl − -Ionen auch während<br />
der Permeation durch die Restriktionszone eines weiten Kanals wie OmpF einen Teil<br />
der koordinierten Wassermoleküle verlieren (Im und Roux, 2002b). Auch für den Sec61-<br />
Kanal wäre demnach eine teilweise Dehydrierung der permeierenden Ionen denkbar. Die<br />
Hydrationsenergie für Ca 2+ - und Mg 2+ -Ionen ist um ein Mehrfaches höher als für K + -<br />
und Cl − -Ionen (Hille, 2001, Seite 329), so dass die Permeation von Ca 2+ und Mg 2+<br />
durch den Sec61-Kanal energetisch deutlich ungünstiger ist als die Permeation von K + -<br />
und Cl − . Die beobachteten Selektivitäten lassen sich gut über die Energiedifferenzen<br />
für die Dehydrierung der beteiligten Ionen erklären.<br />
Eine symmetrische Zugabe von CaCl2 bis zu Konzentrationen von 90 mM zu asymmetri-<br />
86