b a c - repOSitorium - Universität Osnabrück
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4.4 Umkehrpotenzial und Selektivität<br />
schen KCl-Elektrolytlösungen verändert das Umkehrpotenzial des Kanals nur minimal.<br />
Dieses Ergebnis zeigt, dass die unterschiedlichen Umkehrpotenziale und Selektivitäten<br />
des Sec61-Kanals in KCl- oder CaCl2-Puffer nicht auf einer Ca 2+ -induzierten Konfor-<br />
mationsveränderung in einen Offenzustand mit generell höherer Kationenselektivität<br />
beruht. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass nicht die Einbringung zusätz-<br />
licher positiver Ladungen in Form von Ca 2+ oder Mg 2+ die Permeabilitäten des Kanals<br />
bestimmt, sondern die kanalintrinsische Ladungsverteilung ausschlaggebend für die Se-<br />
lektivitäten für monovalente oder bivalente Kationen ist. Ob überdies auch ein in der<br />
Porenregion befindliches Translokationssubstrat bei Messungen mit Sec61-Kanälen aus<br />
RM-Präparationen einen Einfluss auf das Umkehrpotenzial hat, kann im Rahmen dieser<br />
Arbeit nicht geklärt werden.<br />
Über die physiologische Bedeutung der ermittelten Selektivitäten kann nur spekuliert<br />
werden. Die Konzentration freier Calciumionen im Cytosol der Zelle reguliert eine Viel-<br />
zahl biochemischer und physiologischer Prozesse. Das ER-Lumen dient dabei als intra-<br />
zellulärer Calciumspeicher, aus dem Ca 2+ -Ionen strikt reguliert freigesetzt werden (siehe<br />
1.3). Über der ER-Membran liegt im Ruhezustand ein Calcium-Gradient von 3-4 Grö-<br />
ßenordnungen (Yu und Hinkle, 2000; Smith et al., 2001; Alvarez und Montero, 2002), für<br />
dessen Aufrechterhaltung Energie in Form von ATP bereitgestellt werden muss. Die Er-<br />
gebnisse der Experimente unter asymmetrischen CaCl2-Bedingungen zeigen, dass Ca 2+ -<br />
Ionen die Sec61-Pore deutlich schlechter permeieren können als Cl − -Ionen. Nach Alcaraz<br />
et al. (2004) nimmt die Selektivität einer weiten Pore mit abnehmender Elektrolytkon-<br />
zentration zu, weil Ladungen in der Porenregion bei niedriger Ionenstärke der Pufferlö-<br />
sung weniger stark abgeschirmt und die effektiven Ladungen in der Pore dadurch erhöht<br />
werden. Untersuchungen an chloroplasitdären PRAT-Proteinen haben diese Beobach-<br />
tung bestätigt (Götze, 2009). Für die in vivo vorliegenden Konzentrationsbedingungen<br />
von [Ca 2+ ]cyt ≈50 nM-100 nM (Yu und Hinkle, 2000; Smith et al., 2001) und [Ca 2+ ]lum<br />
≈500 µM (Yu und Hinkle, 2000; Alvarez und Montero, 2002) wäre demnach eine deut-<br />
lich höhere Selektivität des Sec61-Kanals gegenüber Calciumionen zu erwarten, als in<br />
den elektrophysiologischen Experimenten beobachtet wurde. Es ist denkbar, dass die<br />
Selektivitätseigenschaften zur Limitierung des passiven Calcium-Ausstromes aus dem<br />
ER-Lumen beitragen und somit sowohl für die Regulation der Ca 2+ -Freisetzung aus<br />
dem ER-Lumen als auch für den Energiehaushalt der Zelle von Bedeutung sind.<br />
Da die tatsächlichen Ladungs- und Ionenverhältnisse an der ER-Membran aufgrund<br />
der Vielzahl der vorhandenen Ionen und weiterer geladener Moleküle überaus komplex<br />
sind, wird hier auf eine abschließende Aussage über die physiologische Bedeutung der<br />
Selektivität des Sec61-Kanals in vivo verzichtet.<br />
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