Qualitätsmanagement im Call Center - Prospektiv Gesellschaft für ...
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Kapitel 1: Einführung<br />
1. Bedeutung des <strong>Qualitätsmanagement</strong>s <strong>im</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong><br />
<strong>Call</strong> <strong>Center</strong> sind eine Organisationsform, die in den unterschiedlichsten Ausprägungen<br />
dem Kontaktmanagement von Unternehmen und Institutionen zu diversen Zielgruppen<br />
dient (vgl. Brasse u.a. 2002). Aufgrund der hohen Marktdynamik, ihrer umfassenden<br />
Dienstleitungsorientierung sowie ihres breiten Dienstleistungsspektrums sind sie vor<br />
besondere Flexibilitätsanforderungen gestellt. Dies ist bei externen Dienstleistungsunternehmen<br />
besonders ausgeprägt, aber auch interne Servicecenter erweitern ihr<br />
Angebot zunehmend, so dass eine Vielfalt unterschiedlicher Projekte vorfindbar ist. Ein<br />
Nebeneinander von einfacher Outbound-Adressqualifizierung und komplexer Vermögensberatung<br />
ist kein Einzelfall. Aufbau- und Ablauforganisation müssen sich darüber<br />
hinaus an Projekten orientieren, deren Laufzeit häufig nicht mehr als drei Monate beträgt.<br />
Bestehende Prozesse werden ständig an neue oder geänderte Kundenanforderungen<br />
angepasst und unterschiedlichste Formen von Projekten, Wissensbeständen<br />
und Technologien integriert. Dies stellt besondere Herausforderungen an das Management<br />
von Ressourcen und Prozessen - und damit auch an ein umfassendes <strong>Qualitätsmanagement</strong>.<br />
Unter <strong>Qualitätsmanagement</strong> wird <strong>im</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> gemeinhin die Messung des Servicelevels,<br />
das Beschwerdemanagement und vielleicht noch die Überprüfung der<br />
Gesprächsqualität verstanden. Häufig werden hierzu einfache Kenngrößen wie z.B. die<br />
Reaktionszeiten herangezogen, da es umso schwieriger ist, Qualitätsnormen zu quantifizieren,<br />
je stärker die Erbringung der Dienstleistung an menschliches Verhalten geknüpft<br />
ist (vgl. Bittner u.a, 2002). Diese Betrachtungsweise fokussiert jedoch nur einen<br />
Teilaspekt des <strong>Qualitätsmanagement</strong>s: die Ergebnisqualität. Es wird geprüft, inwieweit<br />
die Ergebnisse des Unternehmens die mehr oder weniger gut definierten Anforderungen<br />
erfüllen. Weniger Beachtung findet demgegenüber die Frage, welche Determinanten<br />
die Servicequalität überhaupt beeinflussen und wie diese zielgerichtet gestaltet<br />
und gesteuert werden können. Dieses Verständnis entspricht dem mittlerweile überkommenen<br />
Ansatz der Qualitätssicherung <strong>im</strong> gewerblichen Bereich. In den 90er Jahren<br />
ist man hier zu einem moderneren Qualitätsbegriff übergegangen, der sich nicht<br />
nur auf das Produkt (bzw. die Dienstleistung) bezieht, sondern auf alle Aspekte des<br />
Leistungserstellungsprozesses (vgl. Beutler u. Langhoff, 2001). Mit zunehmender<br />
Komplexität des Produktionsprozesses erwies es sich als notwendig, schon <strong>im</strong> Entstehungsprozess<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen einzuführen. Die Verkürzung auf die<br />
Endkontrolle hat weitreichende Nachteile: zum einen sind die Fehlerbehebungskosten<br />
höher, als wenn man sie bereits bei der Entstehung entdeckt und behoben hätte können;<br />
zum anderen kann die Zuverlässigkeit des Endprodukts nicht in jedem Fall geprüft<br />
werden.<br />
In <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Organisationen ist die Frage der Prozessqualität von besonderer<br />
Bedeutung, da der Kunde die Leistungserstellung unmittelbar erlebt (vgl. Kuhnert u.<br />
Ramme, 1998) und nicht ein fertiges „Produkt“ kauft. Dies gilt umso mehr, je<br />
beratungsintensiver das Dienstleistungsangebot ist. Aus diesem Grund sind die sogenannten<br />
Total Quality Management (TQM) Modelle wie bspw. DIN ISO 9001:2000 oder<br />
EFQM 1 vom Ansatz deutlich besser <strong>für</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> geeignet als eine bloße Qualitäts-<br />
1 Eine ausführliche Darstellung verschiedener (T)QM-Ansätze findet sich bspw. in Guhl, 1998;<br />
Beutler u. Langhoff, 2001; Wirnsperger, 2002; Geiger, 2003<br />
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