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Qualitätsmanagement im Call Center - Prospektiv Gesellschaft für ...

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Kapitel 6: Das Exper<strong>im</strong>ent: "Selbstorganisation <strong>im</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>"<br />

und ergreifend ignoriert wurden - all dies rief altbekannte Strukturen der Verantwortungsvermeidung<br />

auf den Plan ebenso, wie die Feindbilder, auf die man die Verantwortung<br />

<strong>für</strong> derlei Bosheit delegieren kann. Ein Beschäftigter durchbrach den Zirkel<br />

wechselseitiger Schuldzuweisung - „Böse Geschäftsleitung“, „ignorante Angestellte“ -<br />

indem er bemerkte: „Über den Kontostand kann man nicht diskutieren“.<br />

Finanzielle, juristische und personelle Verantwortung blieben bei einigen wenigen, weil<br />

die Selbstorganisation sich insgesamt außerstande erwieß, Maßnahmen zu ergreifen,<br />

die mit Tabus brechen (Kündigungen) und schmerzhaft auf die Tekomedia als `Lebewesen´<br />

einwirken.<br />

Umgekehrt stehen die in diesem Sinne Verantwortlichen - de jure sind dies die als<br />

<strong>Gesellschaft</strong>er und Geschäftsführer <strong>im</strong> Handelsgericht Vermerkten - <strong>im</strong>mer vor der<br />

kompromittierenden Perspektive, die Verantwortungsvermeidung `der Anderen´ (diese<br />

Trennung entsteht bei Zäsuren) zur Zementierung eigener Herrschaftsansprüche und<br />

Privilegien heranzuziehen.<br />

6. Die Tekomedia heute<br />

Dem zum Trotz und eher wegen der internen Streitkultur, Friktionen und Spannungen<br />

statt entgegen ihnen - dies ist der Offenheit der Austragung zu verdanken, die sehr call<br />

center-untypisch ist, weil siel viel zu `irrational´ anmutet - beschäftigt das Unternehmen<br />

mittlerweile 21 fest Angestellte (<strong>im</strong> Vergleich zu 7 bei Unternehmensgründung), verfügt<br />

über Beratungs-, Schulungs-, Forschungs- und Entwicklungsaufträge zuzüglich <strong>Call</strong><br />

<strong>Center</strong>-Telefonie. Offenbar ist das `Zusammenraufen´ Bestandteil einer lebendigen<br />

Unternehmenskultur, die nach außen schillernde Vielfalt verspricht, attraktiv wirkt und<br />

Zutrauen in das Potenzial des Unternehmens auch jenseits der Telefonie schafft.<br />

Dass dies in weiten Teilen der externen Begleitung zu verdanken ist, die <strong>im</strong>mer wieder<br />

eine geordnete Reflektion auf den Status Quo und die daraus abzuleitenden Korrekturen,<br />

Verbesserungen und Maßnahmen ermöglichte, ist allerdings nicht ins kollektive<br />

Bewusstsein der Belegschaft gelangt. Die Unaufdringlichkeit der steuernden Impulse<br />

aus dem Projekt reduzierte das allgemeine Interesse an dem Projekt. Die Projektergebnisse,<br />

Protokolle, Präsentationen liegen als „Open Source“ bereit, aber die Nachfrage<br />

nach Einsicht ist eher gering.<br />

In diesem Missverhältnis kommt ein typischer Wesenszug der Firma zur Geltung. Bei<br />

einem Workshop wurde die Tekomedia einmal als „zickiges Starlet“ bezeichnet. In ihr<br />

mischen sich Arroganz, Darstellungsfähigkeit und zum Teil die Ignoranz des Wertes<br />

von Arbeiten anderer - und auch der eigenen Arbeit - mit Kreativität, Elan, Dialogfähigkeit,<br />

Willen, Durchsetzungsvermögen, Lernfähigkeit und vielen anderen positiven<br />

Eigenschaften. Mehr Realitätssinn und wechselseitige Anerkennung wäre wünschenswert,<br />

aber jeder Beteiligte hat schon Jahrzehnte sein Leben gelebt. Gerade darin liegt<br />

zum Teil ein Problem: die Tekomedia überschätzt sich, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen<br />

an manchen Stellen und stellt viel zu hohe Ansprüche an sich selbst, in Sachen<br />

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