Qualitätsmanagement im Call Center - Prospektiv Gesellschaft für ...
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Kapitel 6: Das Exper<strong>im</strong>ent: "Selbstorganisation <strong>im</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>"<br />
will, kann nicht auf Basislager verzichten) - vor allem gelernt worden zu differenzieren,<br />
wo etwas geht. Selbstorganisation ist nicht mehr das einzig seligmachende Prinzip,<br />
das in Umkehr der hehren Absicht die Tekomedia auf Dauer einer Sekte oder anderen<br />
totalitäre Organisation der Glaubenssätze anverwandelt hätte, sondern die sie als<br />
selbstverwaltetes Unternehmen prüft fortlaufend ihre Methoden entlang der anstehenden<br />
Aufgaben und Problemstellungen. Dies strukturiert in Eigenmoderation und aller<br />
Offenheit <strong>für</strong> alle Beteiligten und Meinungen - Tekomedia bleibt ein Unternehmen der<br />
offenen Tür, offen <strong>für</strong> Vorschläge, Kritik, Ideen etc., aber auf Resultate und die Vermeidung<br />
von Endlosdebatten bedacht. Zielorientierung wurde zum Bestandteil einer Unternehmenskultur,<br />
die am ehesten einer repräsentativen Demokratie gleicht: wem das<br />
Vertrauen ausgesprochen wird, der darf Entscheidungen auch ohne Einberufung von<br />
Vollversammlungen führen, muss sie aber anhand der Resultate rechtfertigen. Wem<br />
Vertrauen ausgesprochen wird, dem kann es auch entzogen werden; wobei es auch in<br />
der Tekomedia legit<strong>im</strong> ist um seine Positionen zu kämpfen. Auch das gehört zu einem<br />
'allzumenschlichen' Unternehmen, das Tekomedia bleiben soll und steht keineswegs<br />
<strong>im</strong> Widerspruch zu unternehmensdemokratischen Prinzipien und Verfahren.<br />
Die Vorgehensweise der Integration von vertikalen Workshops (offen <strong>für</strong> alle Beschäftigten),<br />
der nennen wir es fortlaufenden Psychoanalyse der Tekomedia als Ganzes, der<br />
Moderation und Mediation sich selbst findender Arbeitsgruppen, des sanften Einflössens<br />
von Sensibilität <strong>für</strong> marktwirtschafliche Realitäten, der Einzelinterviews nicht in<br />
Form der Abfragung von Fakten, sondern eher <strong>im</strong> Sinne der An<strong>im</strong>ation, sich jederzeit<br />
über die Rolle des Unternehmens und die eigene Rolle <strong>im</strong> Unternehmen Gedanken zu<br />
machen (ein Verfahren, das ich eher aus dem Bereich der Organisations- und Personalentwicklung<br />
kenne) ist sicher überall da gut übertragbar, wo sich die Beschäftigten<br />
überhaupt entwickeln und entfalten sollen.<br />
7. Resüme<br />
Darin liegt auch die Crux bei der Frage nach der Übertragbarkeit der Ergebnisse.<br />
Man muss ein Management vorfinden (und auch Selbstorganisation ist Management),<br />
dass diese Ergebnisse akzeptiert und sie nicht aus etwaiger Angst um Prestige und<br />
Machtverlust bagatellisiert und ignoriert.<br />
Ferner: Wesenszug der Selbstorganisation ist, dass sie ein autopoietisches System ist<br />
- ein Begriff, den Umberto Matturana von der Biologie auf die Theorie sozialer Systeme<br />
übertrug. Sie steuert und verändert sich aus ihr selbst heraus. Je nach Zusammensetzung<br />
- <strong>im</strong> sozialen System also je nach Personenkonstellation - n<strong>im</strong>mt sie andere<br />
Gestalten und Formen ein. Dementsprechend wäre - wenn ein Unternehmen in Selbstorganisation<br />
arbeiten will und Vorbilder sucht - keine 1 zu 1-Übertragung mehr möglich,<br />
weil die Personenkonstellation samt Interessenlagen und Antrieben eine andere wäre.<br />
Herausarbeiten lassen sich jedoch typische Muster des Erwachsenwerdens des<br />
selbstorganisierten Systems in Interpenetration mit anderen Systemen; Markt, Gesell-<br />
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