Qualitätsmanagement im Call Center - Prospektiv Gesellschaft für ...
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Kapitel 6: Das Exper<strong>im</strong>ent: "Selbstorganisation <strong>im</strong> <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>"<br />
Für die Akteure <strong>im</strong> Unternehmen stellten sich - nach dem vielversprechenden Beginn<br />
ohne Kundenbestand, fast ohne Mittel, da<strong>für</strong> aber mit einem ehrgeizigen Geschäftsplan,<br />
der die Banken überzeugte (es war die „Boom-Zeit“ der New Economy und wir<br />
profitierten davon, dass der unternehmerische Elan bedeutsamer als die ökonomische<br />
Substanz war) - folgende Herausforderungen:<br />
� der Endkunde ist nicht der Erstkunde. Erstkunde sind die Auftraggeber. Die<br />
Auftraggeber haben eine Erwartungshaltung an <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>-Services, die den<br />
bekannten Mustern von Dienstleistung entspricht, nämlich standardisierte<br />
Gespräche zu reduzierten Preisen. Wie überzeugen wir Auftraggeber von der<br />
Selbstorganisation als Qualitätskriterium? Wie gewinne ich persönlich überhaupt<br />
ohne unternehmerische Referenzen und Meriten wie Studienabschlüsse<br />
und Berufsausbildung als Start Up von bislang abhängig Beschäftigten von<br />
meinen Kompetenzen als Dienstleister?<br />
� wie reduzieren wir intern Erwartungshaltungen, die durch die externe Resonanz<br />
und dem Rückgriff auf in einem Konzern mit Milliardenbudget erworbene<br />
Privilegien gespeist werden?<br />
� wie erschließen wir uns ohne Referenzen, zertifizierte Qualifikationen und<br />
Expertise Aufträge abseits der reinen Telefonie?<br />
3. Erste Schritte zur Selbstorganisation<br />
Die ersten Schritte zur Konkretisierung des Selbstorganisationskonzeptes bei der<br />
Tekomedia ermöglichte die Zusammenarbeit mit externen Beratern. Dabei wurde<br />
schnell deutlich, dass DIE Selbstorganisation so weder existent noch beschreibbar ist,<br />
sondern dass die Ausarbeitung an konkrete Handlungsfelder (Projekte, Bereiche, Aufgaben<br />
etc.) geknüpft sein muss. In moderierten Workshops wurde zunächst das Einmaleins<br />
des Agierens <strong>im</strong> Wettbewerb - dem man als Angestellte nur indirekt unterlag,<br />
ohne ihn aber selbst bestehen zu müssen - kennen zu lernen. Verfahren wie die<br />
„Balanced Scorecard“ oder überhaupt Präsentationsformen und Methoden der selbstständigen<br />
Erarbeitung und Erschließung von ökonomischen Themen waren uns überwiegend<br />
neu.<br />
Zudem hielten die Workshops der Tekomedia einen Spiegel vor, der zunächst ein unklares<br />
diffuses Bild ergab. Schnell stellte sich heraus, dass Unterschiede bestehen zwischen<br />
selbstorganisierten Kampagnen gegen ein gemeinsames Feindbild, das einen<br />
Rahmen <strong>für</strong> organisiertes gemeinsames Vorgehen liefert, in dem sich alle wiederfinden<br />
und einem selbstorganisierten Unternehmen, in dem nach Wegfall der Frontbildung<br />
unterschiedlichste Interessen, Ziele und Ansprüche sich artikulieren und gebündelt<br />
werden müssen.<br />
Ohne die nur in der Moderation und zum Teil in der Mediation, durch kompetente Dritte<br />
mögliche Strukturierung des Abgleichs zwischen Ansprüchen, Potenzial und Erforder-<br />
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