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106 Marina Gržinić(wenigstens wurde er vor der Krise so benannt, aber es ist auch möglich, dassder Name verschwinden wird, was nicht unbedingt bedeutet, wie ich in meinerzweiten These entwickle, dass damit die Finanzialisierung als Paradigmades Funktionierens gegenwärtiger kapitalistischer Gesellschaften und desglobalen Kapitalismus vom Tisch sei). Entgegen den üblichen Katastrophen-Storys in Bezug auf die Krise bringt Petit vor, dass die zutiefst innere Logikdes Kapitalismus seine ständige Wiederholung ist, weil der Kapitalismus seinHauptgeschehen wiederhole, das heißt, „die Entfesselung des Kapitals“. DiePrekarisierung ist nur eine der Ausgeburten dieser Entfesselung des Kapitals.Die zweite These ist: Obwohl wir vielleicht eine leise und optimistischeErholung des neoliberalen globalen Kapitalismus erleben und Intellektuelleim Westen sich über den Kommunismus verbreiten (seltsam genug, dennseit dem Fall der Berliner Mauer wurde dieser fast zwanzig Jahre lang nichtbehandelt), sind die Konsequenzen der Finanzialisierung des Kapitals einstweilenauf jeder Ebene der gegenwärtigen Gesellschaft tief verinnerlicht.Vielleicht ist das gerade, wie Petit feststellte, das Ende der offenkundig neoliberalenIdeologie, obwohl die Praktiken, Rituale und Theorien der Finanzialisierungals die Hauptlogik des neoliberalen globalen Kapitalismus, der unsin die jetzige Lage gebracht hat, im Augenblick nicht nur lebendig, sondernin jedem Bereich der Gesellschaft zutiefst zugegen sind: in unserer Arbeit,unseren Anschauungen, unserem Leben.I.Die Große <strong>Transform</strong>ation, die in den 1970er-Jahren einsetzte, befindet sichheute mit dem globalen Kapitalismus, wie Petit sagte, in ihrer abschließendenPhase und präsentiert in ihrem Resultat einerseits die freie Kapitalzirkulation,den Zusammenbruch der kommunistischen Staaten sowie die „Revolution“der neuen Medien und digitalen Technologien, andererseits die Explosionder Ungleichheiten, die Festung Europa, die europäische Art, Migrantenals niedere Klasse zu behandeln und so weiter. Die Entfesselung des Kapitalserzeugt eine paradoxe Raumordnung, die zwei Wiederholungen verlangt. Petitzufolge gibt es einerseits eine Wiederkehr der Gründungen, die eine Hierarchieetablieren soll, um damit abermals ein Zentrum (die kapitalistischeErste Welt) und eine Peripherie zu konstruieren, und andererseits sozusagenden Gegenzug, den Zerstreuung und Vielfalt darstellen. Die multikulturelleMatrix in den 1990er-Jahren ist ebenfalls ein Ergebnis des letztgenanntenVorgangs. In seinem 2001 veröffentlichten Buch On the Postcolony vermerktAchille Mbembe diese Prozesse bereits in seiner Analyse Afrikas. Ich kannkurz wiedergeben, was Mbembe vor einem Jahrzehnt als Umschwenken vomPostkolonialismus zur Postkolonie behandelt hat. Zum Einen schreibt Mbem-

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