13.07.2015 Aufrufe

journal pdf - Transform Network

journal pdf - Transform Network

journal pdf - Transform Network

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Reise ins Zentrum der Transition125Die Entmachtung der ArbeiterInnenIn Novi Pazar traf ich viele selbstbewusste ArbeiterInnen und fragte mich, wiees möglich ist, dass diese Menschen bis jetzt geschwiegen haben. Dass sie, diezumindest in Ansätzen die jugoslawische Selbstverwaltung in den Fabrikenund überhaupt Vieles kennen gelernt haben, von dem die ArbeiterInnen imWesten nur träumen könnten, sich auf diese Weise „kampflos“ dem Feind ergeben.4 Die Antwort darauf kenne ich bis jetzt nicht genau, es ist aber sicher,dass es mehrere Linien der Entmachtung der ArbeiterInnen gegeben hat.Zunächst einmal war da der Verrat der gesamten Führungselite der kommunistischenPartei Anfang der 1990er Jahre, indem sie das Privateigentumermöglichte, ohne dem Kollektiveigentum eine Garantie für die Zukunft zugeben. So war es nur eine Frage der Zeit, wann das gesamte Kollektiveigentumprivatisiert würde. Dazu kam die offizielle Rhetorik der „SozialistischenPartei“ von Milosevic, die sich nach wie vor als „links“ bezeichnete. DieseSelbstbezeichnung wurde zu einem geschichtlich einmaligen Simulacrumlinker Position. (Blagojevic, 2008, 125–128)In Zusammenhang damit kam es zu einer starken nationalistischen Propagandaund zur Schaffung eines Feindbildes, das die anderen Völker Jugoslawiensins Visier nahm, was die Aufmerksamkeit der ArbeiterInnen lenkte. Dieanschließenden wirtschaftlichen Sanktionen und die NATO-Bombardementsgegen die Bundesrepublik Jugoslawien kamen den wirtschaftlichen Elitensehr gelegen, führten sie doch zu einer Minderung des Wertes zahlreicher Immobilien,die zu kaufen sie sich gerade anschickten. In dieser Hinsicht warendie Sanktionen ein optimaler Weg zur preisgünstigen Aufstockung privatenKapitals. Sieht man von den Wirtschaftssanktionen ab, deren Hauptziel Serbienwar, kann durchaus behauptet werden, dass dieser Prozess im gesamtenjugoslawischen Raum so ablief.Die fünfte Kolonne der ArbeiterInnen waren ihre Eliten, die alles daraufsetzten, weiterhin Eliten zu bleiben. Von der materiell gesicherten ideologischenElite zur ökonomischen Machtelite: Das war der Gang der Geschichteim Osten Europas. In der Geschichte ist das nichts Neues. Der Film „Der Leopard“von Luchino Visconti führt genau vor Augen, wie das in Italien beimÜbergang vom Feudalismus in einen kapitalistisches Nationalstaat vor sichging. In diesem Film kommt der Satz vor: „Man muss sich verändern, damitalles beim Alten bleibt.“ Was aber im Fall Jugoslawiens und des gesamtenOstblocks neu ist, ist, dass die gesamte Elite sich in den Dienst einer Ideologiestellte, die sie bisher als „rückschrittlich“ betrachtet und bekämpft, mehrnoch, durch deren Bekämpfung sie ihre Eliteposition erreicht hatte. Verratendurch die Direktoren, die alle dabei waren, die bis dahin im Namen der Arbeiterverwaltete Arbeitsstätte für sich zu verwerten, und durch den Verlust

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!