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142Dimitri Christopoulosaber diese Art von Staat existiert, können die Grenzen nicht einfach abgeschafftwerden. Wie am Beispiel der EU sichtbar wird, setzt die Abschaffung der Binnengrenzeneine Verstärkung der entsprechenden Außengrenzen voraus.Der Anspruch der Staaten auf ihr Recht zu kontrollieren, wer in ihr Hoheitsgebieteinreist und es verlässt, kann argwöhnisch betrachtet werden, da unterdem Vorwand dieser Kontrolle von den Vollzugsbehörden zahlreiche Brutalitätenverübt werden. Diese Politik entspricht jedoch dem historischen Typ derallseits bekannten staatlichen Hoheitsgewalt und sollte unter diesem Gesichtspunktbetrachtet werden (unabhängig davon, ob wir dies gleichzeitig ändernwollen). Folglich liefert das Konzept „Keine Grenzen“ keine mögliche überzeugendeAntwort auf die Frage der gegenwärtigen und zukünftigen Migration. Eshandelt sich um eine programmatische Zielsetzung, die „das Absterben desStaates“ voraussetzen würde, wie man einst zu sagen pflegte. Daher wird es –ob es gefällt oder nicht – Grenzen in irgendeiner Form geben, welche der Ausübungeiner hoheitlichen Gewalt dienen, solange es Staaten gibt, letztendlichauch, um die Migration zu kontrollieren.So sehr wir uns an diese Realität gewöhnen müssen – was nicht heißt, dasswir auf unsere Veränderungsbemühungen verzichten sollten –, so müssensich auch die Staaten der Realität fügen, die ihnen durch den historischenDiachronismus vorgegeben ist, der zu Beginn dieses Artikels erwähnt wurde.Dieser Diachronismus sollte herreichen, dass akzeptiert wird, dass Migrationexistierte, existiert und existieren wird und dass die Migrationsströme nichtaufhören werden zu existieren, nur weil die Grenzen nun streng überwachtwerden. Die westlichen entwickelten Länder sollten sich zudem allmählichbewusst werden, dass die Bereitstellung großer Geldsummen für die Grenzüberwachung,mit allen verbundenen Kosten dieser Maßnahmen in Bezugauf Menschenleben und -würde, eine wirtschaftlich nicht tragfähige Politikist. Die kurzsichtige Fixierung auf eine Sicherheit, die auf Ausweisung undÜberwachung beruht, kann mehr Kosten verursachen, als die sozialpolitischenMaßnahmen, die für die Integration von Einwanderern in den Aufnahmegesellschaftennotwendig sind.8. Weiterleitung oder vorübergehende Registrierung von Migranten?Die Frage bleibt dennoch offen. Die Forderung nach einem Verzicht auf staatlicheGrenzüberwachung konfrontiert uns mit einer aus historischer Sichtratlosen Situation. Es ergibt sich eine entscheidende Überlegung, die von denauf Rechten beruhenden Gesellschaften bisher mit Widerwillen betrachtetund unterdrückt wurde, um nicht als Komplize zu erscheinen. Die Betrachtungder Dinge aus der Perspektive der anderen, wie der Titel dieses Textssuggeriert, bedeutet einerseits, dass wir es nicht für möglich halten, reale

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