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Der Aufruhr nach den Wahlen im Iran und der Legitimationsverlust des Staates189Iran mit ihren Aktivitäten vor dreißig Jahren vergleichen, wäre dies nicht nureine einseitige Perspektive auf die Kernpunkte der Bewegung, sondern hießeauch, eine große Anzahl von Menschen außer Acht zu lassen, die der Oppositionsbewegunginnerhalb des Irans in den letzten zehn Jahren beigetretensind und sie aktiv mitgestaltet haben. Natürlich stimmt es, dass der Kampfum einen Regimewechsel auch von den im Ausland lebenden Iranern geführtwird, jedoch sollten deren Auswirkungen auf den internen Kampf um Demokratienicht überbewertet werden. Es besteht kein Zweifel daran, dass einjeglicher Wandel im regierenden Regime in erster Linie durch jene Menschenherbeigeführt wird, die im Iran leben und kämpfen, wie auch immer derenZusammensetzung sein mag.Im Übrigen ist die Konzentration auf die Person Mussawi bei der Bewertungdes Aufruhrs nur eine andere Form der Unterschätzung der Willenskraftvon mehr als einer Million Menschen, die unter ernsten Gefahren aufder Straße demonstrieren. Zu ihrem Führer wurde Mussawi erst nach seinerTeilnahme am Marsch des Volkes am 15. Juni, der auf die ersten Schüsse inden Straßen Teherans zwei Tage nach der Wahl folgte. Nach seinen eigenenWorten war es der Wille des Volkes, der ihn auf die Straße und zu den Protestierendenbrachte. Hinzu kommt, dass bei einer Einschätzung des Aufstandsanhand ihrer „Führer“ festzustellen ist, dass Mussawi gewiss nicht allein ist.Khatami und Karrubi haben einheitlich zusammengewirkt und die oppositionelle„grüne“ Front gebildet, und das ist der Grund, weshalb ihre Parteikameradeninhaftiert und ihre Büros versiegelt wurden.Das soziale Gedächtnis des oppositionellen Kampfes im Iran, das durchEnttäuschungen, Verrat und Schmerz aufgrund des Verlustes teurer Mitstreitergeprägt ist, sollte sich nicht in die Falle des „alles oder nichts“ locken lassen.Eine Bewertung des Aufstands als regimeinterner Auseinandersetzungund das Nichterkennen seiner Auswirkungen auf Veränderungen wäre nichtnur eine Art religiöser Interpretation, sondern käme einer oberflächlichenEinschätzung des Regimes und seiner herausragenden Persönlichkeiten, insbesondereder in Qom ansässigen Kleriker, gleich. So hat zum Beispiel derGroßayatollah Montazari, Nachfolger von Khomeini vor dem widersprüchlichenMachtaufstieg von Khamenei, der Ende der 1990er Jahre unter Hausarreststand, sein Schweigen nach den Wahlen gebrochen und die Einwände gegenden erklärten Sieg von Ahmadinedschad unterstützt. Das war aber nichtalles. Er veröffentlichte in der Zeit der Proteste Erklärungen und offene Briefeund unterstützte damit voll und ganz die Menschen auf der Straße, die dieLegitimität des Regimes in Frage stellten. In seinem Brief an die hochrangigenKleriker von Qom vom 13. September betont er, dass das „Ziel (der Revolution)nicht einfach nur ein Wechsel von Namen und Slogans war, währendUnterdrückung, Abweichung und Machtmissbrauch des vorherigen Regimes

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