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Teil 1

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ne Begriffe als Kind - riesiger Nußbaum, von dem ein paar Äste zu uns inden Garten herüberhingen. Es war „bei Strafe" verboten die Nüsse aufzuheben,denn mit der Besitzerin, eine Frau Fuoß, war „nicht gut Kirschenessen". Es war wieder einmal Herbst - es muß 1946 oder 1947 gewesensein. Die Nüsse waren reif und gerade aufgebrochen. Meine Schwester, sieist fünf Jahre älter, und ich schlichen in Richtung Nußbaum. Wir schauten,ob die „Fuoßin" am Fenster ist oder unsere Mutti oder unsere Omaherausschaut. Weit und breit war niemand zu sehen. Da rissen wir dieNüsse ab, machten ganz schnell die grünen Schalen weg und warfen sie inden Garten von Frau Fuoß, da riß diese schon die Fenster auf und schrie:„Lasset jo meine Niß en Ruh, sonscht komme!" Im selben Augenblickschaute unsere Mutti von der Veranda herunter. Sie bekam alles mit undrief wütend: „Regina, Ottilie sofort raufkommen!" Oben wartete sie schonmit dem Teppichklopfer und schlug uns windelweich. Immer wieder sagtesie, daß sie es uns schon austreiben würde, an die Nüsse zu gehen undwenn sie uns totschlagen muß. Übrigens an Frau Fuoß kann ich michnicht mehr erinnern, aber die geifernde Stimme werde ich mein ganzesLeben lang nicht vergessen. Ob ich nochmals eine Nuß geholt habe, weißich nicht mehr, kann es mir aber nicht vorstellen.Im Januar 1951 zogen wir nach Radolfzell. Das Verbot löste sich in Luftauf, und in den großen Ferien, die ich jedes Jahr bei meinen Großelternverbringen durfte, waren die Nüsse noch nicht reif.Zu erwähnen scheint mir an dieser Stelle wichtig, daß meine Schwesternie irgendwelche Probleme mit Nüssen hatte.Mein Mann meinte, nachdem ich ihm die Geschichte erzählt hatte, daß dieSchläge wegen den Nüssen schon der Grund sein könnte, daß ich alles waseine harte Schale hat und innen einen Kern, nicht vertrage.Ein paar Tage später erzählte ich die Sache meiner Mutti und meinerSchwester. Beide erinnerten sich ganz genau an die Begebenheit damals.Dann fing ich an zu überlegen, was ich nun mache. Ich wußte überhauptnicht wo und wie ich anfangen soll. Fragen konnte ich ja auch niemand.Nach ungefähr zwei Wochen kaufte ich eine Tüte Erdnüsse und legte einpaar in ein Schälchen. Den ganzen Nachmittag über schielte ich die Erdnüsseimmer wieder an. Am Abend sagte ich dann zu meinem Leo: „So,und jetzt esse ich von den Nüssen, denn erstens bekomme ich von meinerMutti keine Schläge mehr und zweitens lebt „die alte Fuoßin" schon langenicht mehr; es kann mir also gar nichts passieren." Mit sehr gemischtenGefühlen machte ich die erste Erdnuß auf und aß die beiden Kerne. Ich aßnoch zwei oder drei und dachte immer, daß mir ja nichts mehr passieren320

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