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b . kaehlig - Aceh Books

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- 146 -heiten(1), nicht von Gesellschaftsschichten. Im Hochland vonWestsumatra zumindest haben sich keine einflußreichen Gesellschaftsschichtenim westlichen Sinne von Bürgertum,Adel, Arbeiterklasse herausgebildet. Sicherlich, in den Dörferngab und gibt es eine Stratifizierung. Sie ist aber relativschwach ausgeprägt. Hinzugezogene wurden in die Clanseines Dorfes aufgenommen oder bildeten eigene Clans. Sklavenkonnten sich nach ihrer Freilassung einer buah paruikanschließen.Die familiäre Interdependenz im sozialen Bereich manifestiertsich z.B. in der kemanakan-mamak-Beziehung. Nach Abdulahist der kamanakan (Neffe) das Symbol für das Individuum.Meines Erachtens verkörpert der mamak (Onkel) die Familie,denn er vertritt im hierarchischen Familiensystemverschiedene Familieneinheiten. Eine Interdependenz kommtin der folgenden Redewendung zum Ausdruck: "Die Schuldendes maraak werden durch seine kemanakan beglichen, dieSchulden der kemanakan durch ihren mamak"(2). Ob dies nochheute gültig ist, bezweifele ich wegen der voranschreitendenIndividualisierung, vor allem im wirtschaftlichen Bereichaußerhalb der Landwirtschaft. Möglicherweise beinhalteteine andere Redewendung ebenfalls eine gegenseitige Abhängigkeit."Ein panghulu ist groß, weil er von seinen kemanakangroß gemacht worden ist."(3) Und ein kemanakan kannwahrscheinlich nur mit der Unterstützung seines panghulu(mamak) an Einfluß und Status im Dorf gewinnen. Das starkausgeprägte Verhältnis von Hauptrepräsentant und Mitgliedeiner Verwandtschaftsgruppe fördert wahrscheinlich im erheblichenMaße Führer-Anhänger-Systeme außerhalb der Familie.Ich habe keine Hinweise für die Übertragung der familiärenInterdependenz auf den wirtschaftlichen Bereich finden können.Allenfalls läßt sich das Entstehen großer Familienunternehmenu.a. auf eine familiäre Interdependenz zurückführen.Andererseits glaube ich, daß deren Entstehen mehr aufwirtschaftlichen Überlegungen beruht. Bei einem größerenUnternehmen wird ein Unternehmer vor die Aufgabe gestellt,Vertrauenspersonal einzustellen. Dafür ist die Familie dasbeste Personalreservoir, weil er Familienmitglieder am bestenkennt und von ihnen mehr Loyalität erwarten kann. Ausdieser Sicht sind Familiengesellschaften eher eine beiläufigeFolge wirtschaftlicher Überlegungen.In bezug auf die gesellschaftsrechtliche Entwicklung läßtsich hier nur vermuten, daß eine familiäre Interdependenzim sozialen Bereich indirekt das Entstehen von Gesellschaftenhemmt, weil das Familienmitglied erhebliche finanzielleVerpflichtungen gegenüber seiner Familie hat. Diese erschwe-1 Abdullah (1971), S. 218; vgl. noch Nasroen, S. 177: lamakdi awak lamak di urang. Frei übersetzt heißt es "Esist gut zusammen und selbständig zu sein." Auch in dieserRedewendung wird das Individuum von einem sozialen(Teil-)System nicht getrennt gesehen.2 Von Benda-Beckmann, S. 183. Bei diesen Schulden handeltes sich um Kollektivschulden einer kaum.3 Abdullah (1971), S. 218.

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