28.06.2016 Aufrufe

Wissen was wirkt | Wirkungsprofile 2015 der Ashoka Fellows

28ZFRrd

28ZFRrd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Annette Habert<br />

Flechtwerk 2+1<br />

Was macht Flechtwerk 2+1?<br />

„Mein Papa wohnt am Bodensee. Er besucht mich jedes<br />

Wochenende. Aber das geht nur im Sommer. Da kann<br />

er ja im Auto schlafen. Kannst du da <strong>was</strong> machen?“ Der<br />

Wunsch des neunjährigen Sven war <strong>der</strong> Beginn von<br />

„Mein Papa kommt“, dem Besuchsprogramm für Kin<strong>der</strong><br />

mit zwei Elternhäusern.<br />

Getrennt lebende Eltern und ihre Kin<strong>der</strong> brauchen<br />

stabile Bindungen und die Gewissheit, dass je<strong>der</strong> von<br />

ihnen eingebunden ist in das Beziehungsgeflecht einer<br />

tragenden Gemeinschaft. Annette Habert stärkt pragmatisch<br />

das gesellschaftliche Engagement für die Bindungssicherheit<br />

von Kin<strong>der</strong>n in multilokalen Familien.<br />

„Mein Papa kommt“ vermittelt getrennt lebenden Eltern<br />

bundesweit ehrenamtliche Gastgeber am Wohnort des<br />

Kindes und stärkt sie durch ein pädagogisches Coaching<br />

in <strong>der</strong> Kompetenz zu einer Umgangsgestaltung über<br />

große räumliche Distanzen hinweg. Ein Anreiseweg von<br />

500 km ist für Flechtwerk-Eltern die Regel. Institutionelle<br />

Gastgeber ergänzen an Wochenenden dieses Angebot<br />

durch „Kin<strong>der</strong>zimmer auf Zeit“ z.B. in Kin<strong>der</strong>gärten.<br />

Flechtwerk 2+1 versteht sich als Brückenschlag zu bestehenden<br />

Angeboten <strong>der</strong> frühen Hilfen sowie <strong>der</strong> Familienbildung<br />

und setzt sich als Themenanwalt für die Realisierung<br />

des Umgangsrechtes in multilokalen Familien ein.<br />

Die Sozialunternehmerin<br />

Annette Habert ist Religionspädagogin und wuchs mit<br />

drei Geschwistern in einer stärkenden Komplettfamilie<br />

auf. Sie war alleinerziehend für zwei eigene Kin<strong>der</strong> sowie<br />

ein Pflegekind verantwortlich. Viele prägende Situationen<br />

aus dem eigenen Familienleben ließen sie, wie sie sagt,<br />

zur „Familien-Handwerkerin“ werden.<br />

Ausgelöst durch den Wunsch eines Kindes initiierte<br />

Annette Habert das bundesweite Besuchsprogramm<br />

„Mein Papa kommt“, durch das Eltern nach Trennungen<br />

mit ihren entfernt lebenden Kin<strong>der</strong>n verbunden bleiben<br />

können. Seitdem regt sie Entscheidungsträger in <strong>der</strong><br />

Familienbegleitung und -betreuung an, multilokale Familien<br />

noch stärker zu unterstützen. Mit dem Soziologen<br />

Jobst Mün<strong>der</strong>lein gründete sie 2012 die Flechtwerk 2+1<br />

gGmbH zur Stärkung von Kin<strong>der</strong>n mit zwei Elternhäusern.<br />

Annette Habert ist <strong>Ashoka</strong> Fellow seit 2014.<br />

Warum ist das wichtig?<br />

In Deutschland wachsen sechs von zehn Kin<strong>der</strong>n nach<br />

einer Trennung <strong>der</strong> Eltern in zwei Elternhäusern auf (DJI<br />

(2011): Growing Up in Germany). Individualisierungsund<br />

Flexibilisierungsprozesse verstärken dabei das Phänomen,<br />

<strong>der</strong> Multilokalität von Familie. Es fehlen gesellschaftliche<br />

Strukturen, die bei größeren Entfernungen<br />

zwischen den Eltern einen kindeswohlför<strong>der</strong>nden Umgang<br />

zwischen Eltern und Kin<strong>der</strong>n ermöglichen und die<br />

Besuchsschwelle für belastete Eltern reduzieren (erschwingliche<br />

Übernachtungsmöglichkeiten, ausreichende<br />

Räume auch für unbegleitete Eltern-Kind-Umgänge,<br />

Schul- und Erziehungsberatung am Wochenende etc.).<br />

Auch die Reisekosten sind we<strong>der</strong> im Unterhalt noch in<br />

den Lebenshaltungskosten des Arbeitslosengeldes berücksichtigt.<br />

Finanzielle, organisatorische und psychisch belastende<br />

Bedingungen führen oft zum Beziehungsabbruch zwischen<br />

Eltern und Kin<strong>der</strong>n mit destruktiven Folgen für die<br />

physische und psychische Gesundheit von Kin<strong>der</strong>n mit<br />

zwei Elternhäusern.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!