Wissen was wirkt | Wirkungsprofile 2015 der Ashoka Fellows
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Elisabeth Raith-Paula<br />
MFM Deutschland e.V.<br />
Was macht das MFM-Programm?<br />
Ziel des MFM-Programms ist es, Menschen in allen Lebensphasen<br />
dabei zu unterstützen, einen positiven Bezug<br />
zu ihrem Körper zu entwickeln – im Sinne von „My Fertility<br />
Matters“ – Meine Fruchtbarkeit zählt! Es geht nicht<br />
darum, sich vor <strong>der</strong> Fruchtbarkeit zu schützen, son<strong>der</strong>n<br />
sie zu beschützen!<br />
„Nur <strong>was</strong> ich schätze, kann ich schützen.“ Unter diesem<br />
Leitgedanken steht Elisabeth Raith-Paula für eine innovative,<br />
ressourcenorientierte Sexualerziehung. Sie begeistert<br />
junge Menschen für ihren Körper und begleitet sie<br />
durch die Pubertät. Nicht die Angst vor Gefahren, son<strong>der</strong>n<br />
Wertschätzung und Körperkompetenz sind die<br />
Basis für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem<br />
Körper, Sexualität und <strong>der</strong> eigenen Fruchtbarkeit.<br />
Die Sozialunternehmerin<br />
Als eine <strong>der</strong> ersten Medizinerinnen schrieb Elisabeth<br />
Raith-Paula 1984 eine Dissertation über natürliche Familienplanung<br />
– und beschäftigte sich in diesem Rahmen<br />
auch mit dem <strong>Wissen</strong> von Frauen über ihren eigenen<br />
Körper. Sie war erschrocken, wie gering dieses häufig<br />
war. Dieses <strong>Wissen</strong> auf- und auszubauen ist seither ihr<br />
Ziel. So wurde ihre Vorlesung „Die leise Sprache meines<br />
Körpers“ schnell zum Highlight – und ist es bei jungen<br />
Frauen bis heute. Aus <strong>der</strong> Erkenntnis heraus, wie wichtig<br />
eine emotional positive Vorbereitung auf die körperlichen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Pubertät ist, entstand das<br />
MFM-Projekt, das Elisabeth Raith-Paula seit 1999 mit<br />
großer Leidenschaft verbreitet. Das begleitende Buch<br />
„Was ist los in meinem Körper“ erscheint mittlerweile<br />
in sechs Sprachen. Ihre Arbeit ist vielfach ausgezeichnet,<br />
u.a. als Best Practice-Projekt <strong>der</strong> EU sowie mit dem<br />
Wilhelm-Löhe-Preis 2014 für soziale unternehmerische<br />
Initiative.<br />
Elisabeth Raith-Paula ist <strong>Ashoka</strong> Fellow seit 2012.<br />
Das MFM-Programm begleitet junge Menschen mit altersgerechten<br />
Angeboten durch die Pubertät:<br />
„KörperWun<strong>der</strong>Werkstatt®“ ist ein Workshop für<br />
Grundschulkin<strong>der</strong> <strong>der</strong> vierten Klasse; „Zyklusshow®“<br />
und „Agenten auf dem Weg“ sind Workshops für Mädchen<br />
und Jungen <strong>der</strong> fünften und sechsten Klasse. Für<br />
Jugendliche ab 14 gibt es den Workshop „WaageMut“.<br />
Der innovative Ansatz des MFM-Programms besteht<br />
dabei immer in einer Kombination aus aktuellem biologischem<br />
Fachwissen mit einer emotional berührenden,<br />
altersgerechten Didaktik, denn: „Wertschätzung ist Herzenssache!“<br />
Nicht abstrakte <strong>Wissen</strong>svermittlung, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Bezug zum eigenen Körper stehen im Mittelpunkt<br />
– Grundvoraussetzung für echte Körperkompetenz.<br />
Warum ist das wichtig?<br />
In unserer Gesellschaft ist Sexualität allgegenwärtig und<br />
<strong>der</strong> Aufklärungsstand im internationalen Vergleich hoch.<br />
Dennoch ist die Einstellung zum eigenen Körper oft<br />
negativ und das <strong>Wissen</strong> über die Fruchtbarkeitsvorgänge<br />
gering. So sind sexuell übertragbare Krankheiten auf dem<br />
Vormarsch, immer noch gibt es zu viele ungeplante<br />
Schwangerschaften und laut TU Dresden liegen die Ursachen<br />
für ein erhöhtes Suchtpotential u.a. in Entwicklungsproblemen<br />
und einer misslingenden Geschlechtsidentifikation.<br />
Laut Robert-Koch-Institut liegt eine häufige<br />
Ursache von ungewollter Kin<strong>der</strong>losigkeit in mangelndem<br />
Fruchtbarkeitswissen: Nur die Hälfte <strong>der</strong> Paare hat zum<br />
richtigen Zeitpunkt Verkehr. Nach Studien <strong>der</strong> BzgA<br />
sind Mädchen und Jungen mit mangelndem Selbstwertgefühl<br />
und Akzeptanz des eigenen Körpers signifikant gefährdeter<br />
für sexuellen Missbrauch (BzgA 2010).