Wissen was wirkt | Wirkungsprofile 2015 der Ashoka Fellows
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Gülcan Nitsch<br />
Yeşil Çember – ökologisch interkulturell<br />
Was macht Yeşil Çember?<br />
Yeşil Çember sensibilisiert und aktiviert Migranten für<br />
Umweltthemen. Die gemeinnützige GmbH übersetzt,<br />
modifiziert und erstellt türkisch-deutsche Informationsmaterialien,<br />
organisiert öffentliche Veranstaltungen, u. a.<br />
in Vereinen, Schulen und Unternehmen. Auch die Beratung<br />
<strong>der</strong> Politik und Wirtschaft gehören zu dem Tätigkeitsfeld.<br />
Sie veranstaltet in vielen Städten den Türkisch-<br />
Deutschen Umwelttag in Zusammenarbeit mit Migranten-<br />
und Umweltorganisationen sowie <strong>der</strong> Politik.<br />
©Mehmet Werner<br />
Um auch bildungsbenachteiligte Menschen zu erreichen,<br />
entwickelte Yeşil Çember ein Schulungsprogramm. Die<br />
geschulten Ehrenamtlichen setzen ihr <strong>Wissen</strong> in ihrem<br />
Alltag um und beraten ihre Mitmenschen, die dadurch<br />
überhaupt Zugang zu dem Themenfeld bekommen und<br />
dann selbst aktiv werden. So wird Umweltschutz zu<br />
einer Form von gesellschaftlicher Teilhabe.<br />
Mit Yeşil Çember (Jeschil Tschember, Türkisch für Grüner<br />
Kreis) begeistert Gülcan Nitsch türkischsprachige Menschen<br />
für Umweltschutz und Mitverantwortung für den<br />
gemeinsamen Lebensraum. Damit vereint sie zwei gesellschaftlich<br />
wichtige Themen: Umwelt und Integration.<br />
Yeşil-Çember-Ehrenamtliche in Berlin © Yeşil Çember<br />
Die Sozialunternehmerin<br />
In Berlin als Kind türkischer Einwan<strong>der</strong>er geboren, gründete<br />
Gülcan Nitsch schon mit 18 Jahren ihre erste soziale<br />
Initiative: eine türkischsprachige Selbsthilfegruppe für<br />
Menschen mit einem Sprachfehler.<br />
Während ihres Biologiestudiums arbeitete sie viele Jahre<br />
ehrenamtlich im deutschen Umweltschutz, z.B. bei<br />
Greenpeace und BUNDjugend. Dabei merkte sie, dass<br />
diese Organisationen eine große Min<strong>der</strong>heit in Deutschland<br />
kaum erreichten: Migranten. Um dies zu än<strong>der</strong>n,<br />
gründete sie mit Yeşil Çember die bundesweit erste<br />
Umweltgruppe von Migranten für Migranten. Als „Dolmetscherin<br />
für den Umweltschutz“ erhält sie viel Zuspruch<br />
für ihr Konzept, sowohl aus Deutschland als auch<br />
aus <strong>der</strong> Türkei. Sie erhielt für ihr Engagement zahlreiche<br />
Auszeichnungen und Preise, u. a. den Bundesverdienstorden,<br />
Trophée de femmes und Turkey’s Changemaker.<br />
Gülcan Nitsch ist <strong>Ashoka</strong> Fellow seit 2010.<br />
Warum ist das wichtig?<br />
Menschen mit Migrationshintergrund wurden bisher sehr<br />
wenig von deutschen Umweltorganisationen erreicht,<br />
obwohl ca. 15 Millionen Menschen in Deutschland einen<br />
Migrationshintergrund haben – davon sind ca. drei Millionen<br />
türkischsprachig. So gibt es von staatlicher und<br />
zivilgesellschaftlicher Seite kaum kulturell angepasste<br />
Angebote, die diese Zielgruppe erfolgreich ansprechen.<br />
Viele Migranten haben zudem ein geringer ausgeprägtes<br />
Umweltbewusstsein, da Umweltproblematiken aufgrund<br />
an<strong>der</strong>er Problemfel<strong>der</strong> oft als weit entferntes Thema im<br />
Alltag wahrgenommen werden.<br />
Es wird zu wenig erkannt, dass Engagement und Verantwortung<br />
für die Umwelt eine große Chance für bürgerschaftliches<br />
Engagement und Integration sein können.<br />
Integration ist ein partizipatives Querschnittsthema, das