Wissen was wirkt | Wirkungsprofile 2015 der Ashoka Fellows
28ZFRrd
28ZFRrd
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jörg Richert<br />
KARUNA e.V.<br />
geben, damit sie selbst gestalten können. Eine Folge sind<br />
neue Initiativen, in denen die Jugendlichen selbst das<br />
Wort ergreifen, z.B. die Gründung einer Sozialgenossenschaft<br />
<strong>der</strong> Draußenkin<strong>der</strong> mit Familiensinn.<br />
Jörg Richert ist <strong>Ashoka</strong> Fellow seit <strong>2015</strong>.<br />
Was macht KARUNA?<br />
Jörg Richert ermöglicht Zukunftsperspektiven für Draußenkin<strong>der</strong><br />
– Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die auf <strong>der</strong> Straße<br />
leben, in Deutschland und international. Zentral dafür<br />
sind die Ermöglichung langfristiger Beziehungen in Gemeinschaften<br />
mit Familiensinn, sowie die aktive Mitgestaltung<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen in <strong>der</strong> Entwicklung und Gestaltung<br />
aller Angebote und <strong>der</strong> Organisation selbst.<br />
Der Sozialunternehmer<br />
Jörg Richert hat bereits mit 16 Jahren begonnen vernachlässigten<br />
Kin<strong>der</strong>n in Ost-Berlin zu helfen. Bis heute sucht<br />
er nach Wegen, die es Menschen im Abseits möglich<br />
machen, in einer Atmosphäre <strong>der</strong> Geborgenheit ihre<br />
Würde und Selbstachtung (wie<strong>der</strong>) zu erlangen. Er entwickelte<br />
eine Vielzahl von Hilfsangeboten, die je<strong>der</strong>zeit<br />
und ohne Voraussetzungen erfüllen zu müssen genutzt<br />
werden können. An diese schließen sich Angebote von<br />
lebensweltorientierten Einrichtungen und Initiativen an,<br />
die ein persönliches Wachsen im eigenen Tempo möglich<br />
machen. So erreicht KARUNA Menschen, die als<br />
verloren, als schwierig und unerreichbar gelten.<br />
Für diese Arbeit erhielt er vom Bundepräsidenten <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland den Bundesverdienstorden.<br />
Jörg Richert freut sich über diese Anerkennung, aber<br />
bleibt kritisch, insbeson<strong>der</strong>e gegenüber dem System <strong>der</strong><br />
Jugendhilfe, ob staatlich o<strong>der</strong> nichtstaatlich.<br />
Er versucht Einfluss zu gewinnen, indem er die Perspektive<br />
<strong>der</strong> Draußenkin<strong>der</strong> einnimmt. Er entwickelt mit<br />
ihnen neue Hilfsprojekte und versucht ihnen Stabilität zu<br />
Mit mittlerweile 26 Jahren Erfahrung und 180 MitarbeiterInnen<br />
stellt Karuna in diversen Einrichtungen, die ein<br />
Auffangen in unterschiedlichen Lebenssituationen ermöglichen,<br />
Beziehungen zu den Menschen her: Karuna begleitet,<br />
betreut und gibt Impulse, die zu mehr Autonomie<br />
und Freiheit führen. Die Erfahrung zeigt: Nur in dieser<br />
menschlichen Verbundenheit können die Mädchen und<br />
Jungen ihren Verlust kompensieren, als Kin<strong>der</strong> nicht von<br />
ihren Eltern bedingungslos geliebt worden zu sein, und<br />
ihre Gewalterfahrungen verarbeiten. Bedingungslose<br />
Hilfe zur Bewältigung von Angst und existenzieller Not,<br />
Armut und seelischer Obdachlosigkeit können Wachstumsimpulse,<br />
Demokratiebildung und die natürliche<br />
Neugierde auf die Welt wie<strong>der</strong> erlebbar machen.<br />
Ein Erfolg dieses Ansatzes: 87 Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
verbleiben im Hilfeverlauf und in <strong>der</strong> Beziehung zu den<br />
Helfern (im Vergleich liegt die Haltequote in <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />
zwischen 40 und 60 %). Das Karuna Netzwerk umfasst<br />
u.a. die Arbeit im Streetwork, in therapeutischen<br />
Wohngemeinschaften, in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendpsychiatrie, in eigenen Schulen und Kin<strong>der</strong>gärten<br />
mit Inklusionscharakter, zu Themen <strong>der</strong> Prävention für<br />
SchülerInnen in <strong>der</strong> Demokratiebildung und im Bereich<br />
<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Warum ist das wichtig?<br />
Konservativ geschätzt leben in Deutschland 21.000 Min<strong>der</strong>jährige<br />
und 50.000 Jugendliche (bis 21 Jahre alt) auf<br />
<strong>der</strong> Straße. Sie gehören zu den 20 Prozent aller Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendlichen in Deutschland, die ausgegrenzt am<br />
Rand <strong>der</strong> Gesellschaft – in belastenden und oft traumatisierenden<br />
Familienverhältnissen leben. Laut Deutschem<br />
Jugendinstitut greift das etablierte Jugendhilfe-Prinzip<br />
„erst for<strong>der</strong>n, dann för<strong>der</strong>n“ für eine wachsende Zahl<br />
dieser Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen nicht; immer mehr junge