Wissen was wirkt | Wirkungsprofile 2015 der Ashoka Fellows
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Volkert Ruhe<br />
Gefangene helfen Jugendlichen e.V.<br />
Was macht GHJ?<br />
Der Verein Gefangene helfen Jugendlichen e.V. arbeitet<br />
präventiv mit Jugendlichen zwischen zwölf und 21 Jahren,<br />
die am Rande einer kriminellen Laufbahn stehen o<strong>der</strong><br />
bereits straffällig geworden sind. Die Arbeit erfolgt im<br />
Schulkontext als Präventionsunterricht, aber auch direkt<br />
in <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt (JVA) – und immer in Zusammenarbeit<br />
mit (ehemaligen) Gefangenen, die Dialog<br />
auf Augenhöhe ermöglichen. Dabei setzt GHJ immer an<br />
mehreren Ebenen gleichzeitig an: Jugendliche werden bei<br />
<strong>der</strong> Erarbeitung von Lösungen effektiv eingebunden, die<br />
Opfer werden in den Blick genommen, pro-soziale Verhaltensweisen<br />
werden geför<strong>der</strong>t und Handlungskompetenzen<br />
vermittelt. Im Kern stehen drei Programme:<br />
Volkert Ruhe befähigt (ehemalige) Gefangene, gefährdete<br />
Jugendliche im Dialog von einer kriminellen Laufbahn<br />
abzubringen. So <strong>wirkt</strong> er nicht nur auf die Jugendlichen,<br />
son<strong>der</strong>n trägt auch zu einer Kultur <strong>der</strong> zweiten Chance<br />
bei, die in Deutschland heute in weiten Teilen fehlt.<br />
Der Sozialunternehmer<br />
Aufgewachsen in schwierigen Familienverhältnissen und<br />
mit einem gewalttätigen Vater, rutschte Volkert Ruhe<br />
bereits sehr früh in die kriminelle Szene ab. Nach langer<br />
Zeit <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit kam er in Kontakt mit kolumbianischen<br />
Drogenhändlern, wurde erwischt und verbrachte<br />
daraufhin vier Monate im Gefängnis in Panama<br />
und weitere sieben Jahre in Haft in Hamburg. Währenddessen<br />
entwickelte er 1996 mit einem weiteren Insassen<br />
das Konzept zu „Gefangene helfen Jugendlichen“ (GHJ),<br />
welches nach strukturellen Startschwierigkeiten seit<br />
1998 läuft. Mit seiner Arbeit erreicht er nicht nur<br />
Jugendliche, son<strong>der</strong>n schafft auch bessere Resozialisierungsmöglichkeiten<br />
für (ehemalige) Inhaftierte.<br />
Volkert Ruhe ist <strong>Ashoka</strong> Fellow seit 2013.<br />
• Gefährdete und delinquente Jugendliche erhalten<br />
über einen 1-Tages-Besuch <strong>der</strong> JVA die Möglichkeit,<br />
fernab von TV-Serien die realen Lebensbedingungen<br />
in einer Haftanstalt kennenzulernen und<br />
dort auf Augenhöhe mit Inhaftierten zu sprechen.<br />
• Bei Präventionsunterricht in Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen<br />
werden Schüler und Lehrkräfte<br />
über das Leben in Haft, Haftbedingungen, das<br />
Abrutschen in das kriminelle Milieu, Jugendgewalt<br />
und über Erfahrungen ehemaliger Inhaftierter<br />
informiert. Seit <strong>2015</strong> finden in diesem Rahmen auch<br />
Veranstaltungen zum Thema Drogen und Sucht<br />
sowie (Cyber-)Mobbing statt.<br />
• Durch das Projekt „Eiskalt gegen Gewalt“ wird unter<br />
Anwendung lerntheoretischer Methoden eine<br />
Verhaltensverän<strong>der</strong>ung be<strong>wirkt</strong>, die die Teilnehmer<br />
befähigen soll, in Konfliktsituationen besonnen zu<br />
reagieren und ein gewaltfreies Leben zu führen.<br />
Warum ist das wichtig?<br />
Laut <strong>der</strong> polizeilichen Kriminalstatistik von <strong>2015</strong> sind<br />
Jugendliche unter 21 Jahren verantwortlich für etwa<br />
18 % <strong>der</strong> gesamten Straftaten in Deutschland; 26 %,<br />
sofern nur die auf Gewalt basierenden Verbrechen betrachtet<br />
werden. Zu 33 % sind sie sogar in den Handel<br />
und Schmuggel von Rauschgiften verstrickt. Im Vergleich<br />
zu ihrem Anteil an <strong>der</strong> Bevölkerung ist diese Gruppe<br />
somit in <strong>der</strong> Kriminalstatistik überrepräsentiert.