Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)

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Für Freunde geschrieben und nimmer verantwortbar sein. Gottlob ist man da heute - vielleicht weniger aus Einsicht als mehr aus Angst — da die gegnerischen Machtbiöcke sich mehrfach auslöschen und da mit den Untergang der Weit be siegeln können, hartleibiger und schwerhöriger. Im täglichen Leben ist das alles sowieso anders. Wollte man erstjede Äußerung auf In haltstiefe und Sinngebung überdenken, kämen Gespräche nicht mehr oder nur in stark verzögerter Form zustande. Kleine „Faux-pas"- so finde ich - sind und bleiben die Würze des Alltags. Es wäre verhäng nisvoll, wenn wir Menschen nicht mehr so sprechen könn ten, wie uns der Schnabel ge wachsen ist; wobei ein gele gentliches Einschalten des Ge hirns durchaus von Nutzen sein kann. Auch sollte man grund sätzlich nicht schneller spre chen als sich die Gedanken for men. Die deutsche Sprache ist—was viele Menschen geflissentlich übersehen - voller Fallstricke. Wer mehrere Tätbestände in einen Satz zu pressen versucht, wird im nachhinein oft nur är gerliche und sicherlich nicht vorhergesehene Wirkungen ernten. Ich möchte ihnen nun eine Reihe mißdeutiger Machwerke vorstellen. Derjeweiis erste Ein druck geht jedenfalls in eine ganz andere Richtung als dies der Verfasser beabsichtigte. Doch genießen Sie gerade diese ersten Wirkungen wie lukulli sche Kostbarkeiten. a) In einer Zirkuserzähiung heißt es; „ und da war auch noch der alte Löwe, der an dem Clown einen Narren gefressen hatte!" Sind Sie absolut sicher, daß der Clown diese Situation überlebte? b) In einem Poiizeibericht stand; „Von dem Verursacher kannte die Verunfallte) herrlich stes Beamtendeutsch!) nur sein Geschlecht!" Flandelt es sich hier um eine „Lohengrinszene ä la „Nie sollst Du mich be fragen" oder in weicher Weise hatte sich der Täter vor dem Schadenseintritt offenbart? c) Ende August '82 fand im Rheinpark eine Seniorenveranstaitung statt. Wenige läge später konnte man im Kölner Stadt-Anzeiger unter der Ru brik „Hört, Hört" lesen, daß die Sprecherin der älteren Genera tion ihre Zuhörer mit dem Hin weis; Seien Sie aktiv! Melden Sie sich, wenn Sie etwas auf der Bühne machen woiienl" zur Mit wirkung ermunterte. Tosender Beifall dankte ihr. d) In der gleichen Zeitung er scheint allwöchentlich unter der Überschrift „Eigentore" eine Art von Selbstkritik mangelhafter Formulierungen. Im Wirtschaftsteii war dargelegt, daß „auf den Kopf der Rheinlandpfälzischen Bevölkerung im Jahr durchschnittlich 246 Eier fallen." Es wird Sie sicher nicht verwundern, daß ich daraufhin meine Reisepiäne für 1983 einer sofortigen kritischen Wertung unterzog. Vor allem aber nahm ich mir vor, beim Befahren die ses so schönen Bundeslandes mein Schiebedach verschlossen zu halten. Zusätzlich möchte ich gerade an dieser Stelle noch anmerken, daß mich unser Präsident - ohne meinen Namen direkt zu nennen — aus Anlaß unseres Vereinsjubiläums als pingelich bezeichnet hatte. (Anmerkung der Redaktion; Vergleiche hier zu Burgbote Mai 1982 Artikel von Günter Bendig) Er stand damals sicherlich noch unter dem Eindruck meiner lichtvol len Ausführungen im „Burgbo ten" vom März '82. Damals hatte ich unter der Überschrift „Wenn Sänger rechnen - MatheI" humorig zu erläutern versucht, welche Schwierigkei ten die heutigen Menschen mit Abrechnungen aus der Zeit vor Einführung des Dezimalsy stems hatten. Um dem mir von höchster Steile zugesproche nem Rufe gerecht zu werden, stellte ich unverzüglich Berech nungen über das „wie, wo und wann" des Eierwerfens an und untersuchte diese urlauberfeindiiche Übung nach allen Sei ten hin. Das Ergebnis liegt nun vor. Doch scheint die Berech nung nur für die schwergetrof fene Bevölkerung dieser Region von Interesse. Alle Bezieher des Burgboten, die unbeschadet meiner Warnungen trotzdem ihren Urlaub in diesem Über schußland bäuerlicher Produk tion verbringen wollen, erhalten auf Wunsch genaue Zahlen und Verhaitensregeln gebührenfrei bei dem Endunterzeichner, e) Wenige läge später las ich im Sportteil des gleichen Blat tes, daß Rinus Michels, Ttainer des 1. FC Köln - nach einem wie so oft enttäuschenden Einsatz seiner Mannen - voller Zorn seine Arme in die Luft geworfen habe. Michels sollte sich hüten, die offensichtlich mit Scharnie ren ausgestatteten mehr einem Bummerang ähnelnden Dinger in Richtung der Kurvenstehpiätze in Marsch zu setzen. Dann wäre er sie endgültig los.
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