Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)
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Leseraieinung<br />
sitzend eine Tägesschau auf<br />
Kölsch hielt<br />
Diese Stadt, tolerant, weit<br />
offen und weltoffen, leger, ein<br />
bißchen laut, etwas unordent<br />
lich, sogar ein wenig schmutzig<br />
hier und da, aber gellebt, so<br />
sehr gellebt<br />
Diese Stadt, dieses Köln, Hei<br />
mat eines Wilhelm Koch,<br />
Schnelder-Clauss, Josef Klersch<br />
und vieler anderer, die man gar<br />
nicht alle aufzählen kann, die<br />
ses Köln gibt es eigentlich nicht<br />
mehr. Irgendwann vor etwa<br />
vierzig Jahren ging es verloren<br />
und lebt nur noch In den Herzen<br />
und In der Phantasie. Und ge<br />
nau da Ist dann Zillchen. Seine<br />
Divertissementchen sind ge<br />
sponnen aus Tfäumen und Erin<br />
nerung, sie sind Wirklichkeit ge<br />
wordene Phantasie. Es Ist ein<br />
Stück verlorenen Paradieses,<br />
was da Injedem Jahr mit so viel<br />
Liebe, Begeisterung und Kön<br />
nen vor dem bezauberten Publi<br />
kum ausgebreitet wird. Man<br />
kann es direkt spüren wie die<br />
Fteude, Fteude zu schenken,<br />
von den Darstellern zu uns Zu<br />
schauern strömt. Ob man es<br />
auch auf der Bühne fühlt, wie<br />
diese Fteude dankbar zurück<br />
gestrahlt wird?<br />
A propos dankbar: Hat sich<br />
eigentlich schon einmal jemand<br />
an dieser Stelle bei Zillchen be<br />
dankt für all die Ffeude, die<br />
schönen Stunden, die es seit so<br />
vielen Jahren so vielen Men<br />
schen geschenkt hat? Egal ob<br />
Ja oder nein. Ich tue es hiermit.<br />
Danke, allen Akteuren auf<br />
der Bühne, die uns mit Ihrem<br />
begeisternden Spiel und Ge<br />
sang Immerwieder verzaubern.<br />
Danke, dem der all die Melo<br />
dien so wunderbar zusammen<br />
fügt und dem Orchester, das sie<br />
so vollendet spielt.<br />
Danke, dem, der die herrli<br />
chen Bühnenbilder entwirft<br />
und denen, die seine Ideen dann<br />
verwirklichen.<br />
Danke, dem Ballettmeister<br />
und Choreographen und den<br />
.Damen' des Balletts.<br />
Danke, all den unsichtbaren<br />
guten Gelstern hinter der<br />
Bühne; den Requisiteuren, den<br />
Leuten, die für Kostüme, Perükken<br />
und Make-up verantwort<br />
lich sind und all den anderen, die<br />
Ich nicht nennen kann, da Ich In<br />
Theaterdingen so völlig unbe<br />
wandert bin.<br />
Aus vollem Herzen und ganz<br />
ernst und feierlich: Danke, allen,<br />
die gemeinsam Zillchen sind.<br />
Wie heißt es bei Heinrich<br />
Spoerl Im Vorwort zu seiner<br />
.Feuerzangenbowle': „Dies Ist<br />
ein Loblied auf die Schule, aber<br />
es Ist möglich, daß die Schule es<br />
nicht merkt." Nun, dies hier ist<br />
ein Loblied auf unser Zillchen,<br />
und Ich nehme an, es Ist unmög<br />
lich, daß Zillchen es nicht ge<br />
merkt hat.<br />
A. Welger<br />
Es geht wohl anders,<br />
als du meinst:<br />
derweil du frei und fröhlich<br />
scheinst,<br />
ist Lenz und Sonnenschein<br />
verflogen,<br />
die liebe Gegend schwarz<br />
umzogen;<br />
und kaum hast du dich<br />
ausgeweint,<br />
lacht alles wieder, die<br />
Sonne scheint -<br />
es geht wohl anders, als<br />
man meint!<br />
J. V. Eichendorff<br />
Diese Elchendorff chen Verse<br />
hat Professor EugenPapst, bis<br />
1945 Generalmusikdirektor In<br />
Köln und langjähriger Dirigent<br />
des KGMV (1935-1944 und<br />
1947-1948) Im Wanderspruch I<br />
vertont. In Erinnerung an die<br />
hier verlebten schönen und er<br />
folgreichen Jahre, widmete<br />
Papst diese Komposition dem<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
und dessen damaligem Dirigen<br />
ten Wilhelm Pitz (1950-1957).<br />
Dichtung und Chorwerk sind<br />
adäquat, d.h., sie sind In Ihrer<br />
sehnsüchtigen und ahnungs<br />
schweren Aussagekraft und<br />
Wirkung einander völlig eben<br />
bürtig. Wie schön, daß wir sol<br />
ches wiederholt haben singen<br />
dürfen!<br />
Hanns-Theo Henke<br />
Erinnerungen eines<br />
80-jährigen Cäcülaners über<br />
den Leidensweg der<br />
Cäciiia Wolkenburg.<br />
Wenn man so alt wird, dann<br />
weiß man, daß es nicht Immer<br />
eitel Fteude war. „Dat Zlllche",<br />
was so vielen Menschen Fteude<br />
gemacht hat und manchem<br />
Menschen mit seinen Einspiel<br />
ergebnissen helfen konnte,<br />
hatte auch Im Kriege schwere<br />
läge zu überstehen.<br />
Die damalige „Macht" verbot<br />
Ihm das traditionelle Auftreten<br />
von Männern In Ffauenkleldern.<br />
Sie waren eines „deutschen<br />
Mannes" unwürdig. Die tragen<br />
den Rollen mußten wegen Ein<br />
zugsgefahr doppelt besetzt<br />
werden.<br />
Die Themen schöpfte man<br />
aus der stadtkölnischen Ge<br />
schichte. So probten wir den<br />
Jan von Werth Im alten Schau<br />
spielhaus an der Glockengasse.<br />
<strong>Der</strong> schwere Bombenangriff<br />
auf die Kölner Altstadt ließ das