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Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)

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Für Freunde<br />

geschrieben<br />

Papst Paul III. verzichtete er ein<br />

Jahr später auf seine erzbi<br />

schöfliche Würde (25. Febr.).<br />

Fünf Jahre später (1552) ver<br />

starb er auf dem Stammschloß<br />

zu Wied.<br />

Einen Namen machte sich<br />

auch Prinz iViaximiiian zu Wied<br />

(1782-186'^. Ais Naturfor<br />

scher bereiste er Nord- und<br />

Südamerika. Seine völkerkund<br />

lichen Beobachtungen und<br />

Schriften fanden weitweite<br />

Aufmerksamkeit und Anerken<br />

nung.<br />

Doch genug der Informatio<br />

nen, sonst werden Sie mir zu<br />

„kiug und weise", ich aber stän<br />

de mit meinem Mitteilungsbe<br />

dürfnis und meinen Artikeln ungeiesen<br />

und ungedruckt in ei<br />

ner falschen Ecke. Darum, zur<br />

Sache!<br />

Am 8. Juni 1898 fuhren der<br />

damalige Vereinspräsident<br />

Ludwig von Othegraven und<br />

das Vorstandsmitglied Aidendorff<br />

- gewissermaßen als Vor<br />

hut - nach Neuwied. Königin Eli<br />

sabeth von Rumänien weilte bei<br />

ihren Eitern zu Besuch. Sie hat<br />

te kurz zuvor zu verstehen ge<br />

geben, daß sie gerne einmal<br />

den berühmten Kölner Männer-<br />

Gesang-Verein hören würde.<br />

Die Sänger hatten diesen<br />

Wunsch freudig aufgegriffen.<br />

Alte Lieder waren aufpoliert<br />

und neue Gesänge einstudiert<br />

worden. Nachdem ein Tfermin<br />

vereinbart war, galt es jetzt,<br />

letzte Vorbereitungen (Wo, wie,<br />

Akustik, Podien und Lokal für<br />

Mittagessen) zu treffen. Doch<br />

auf dem Schloß Monrepos war<br />

die Anwesenheit der zwei wür<br />

digen Herren nicht verborgen<br />

geblieben. Die Königin lud zur<br />

Mittagstafel und zum Ge<br />

spräch. Später, in angeregter<br />

Runde, setzte sie sich an einen<br />

Konzertflügel und spielte - be<br />

gleitet von 2 Kammervirtuosen<br />

- ein konzertreifes Trio. „Damit<br />

Sie sehen," meinte sie schel<br />

misch, „daß wir auch würdig<br />

sind, morgen ihren Verein zu hö<br />

ren!"<br />

Am 9. Juni also fuhren 120<br />

frohgemute Sänger mit der Ei<br />

senbahn nach Neuwied. Am<br />

Schlosse angekommen, wurde<br />

- nach überaus herzlichem<br />

Empfang - zunächst eine von<br />

der Königin inspirierte und zu<br />

sammengestellte Ttachtenaussteiiung<br />

besichtigt. Fürst zu<br />

Wied lud dann in die unteren<br />

Räume des Schlosses ein, wo er<br />

den Sängern ein erfrischendes<br />

Getränk kredenzte. Nach den<br />

üblichen Begrüßungsreden und<br />

einem musikalischen Hoch (auf<br />

Wunsch der Königin wegen des<br />

Wohlklanges mehrfach wieder<br />

holt), wechselten die Versam<br />

melten in eine auf dem Schioßhof<br />

gelegene Halle. Dort waren<br />

neben der fürstlichen Fämiiie,<br />

dem Hofstaat, zahlreichen Gä<br />

sten auch zwei auf der Durchrei<br />

se beflndiiche schwedische<br />

Prinzen versammelt.<br />

in dem nun folgenden Kon<br />

zert begegnen wir einer Reihe<br />

„alter Bekannter", wie z.B.:<br />

„Vom Rhein" von M. Bruch,<br />

„<strong>Der</strong> Entfernten" von F Schu<br />

bert, „Zwiegesang" von K.<br />

Kremser, „Unterm Linden<br />

baum" von W. Sturm, „<strong>Der</strong><br />

schönste Klang" von<br />

J. Schwartz, „Wanderschaft"<br />

von C. Zöllner, „Wiegenlied" von<br />

J. Brahms und „Morgeniied"<br />

von J. Rietz.<br />

Jedes Chorwerk erhielt en<br />

thusiastischen Applaus und<br />

viele Vorträge mußten wieder<br />

holt werden. Schließlich gab es<br />

noch Attenhofers „Märzwind"<br />

als Zugabe. Die Königin war im<br />

besonderen bei dem Wiegen<br />

lied so ergriffen, daß sie ihren<br />

Dank nur mit Mühe in Worte<br />

kleiden konnte. Sie schloß mit<br />

Versen des „Zwiegesanges":<br />

..Wie der Gesang zum Herzen<br />

drang, vergeß' ich nimmer mein<br />

Leben lang!"<br />

Die endliche Verabschiedung<br />

durch die fürstliche Fämiiie war<br />

so herzlichen Charakters, daß<br />

alle Sänger meinten, noch bei<br />

keiner Veranstaltung solche<br />

Zeichen „herzinniger Huid"<br />

empfangen zu haben.<br />

Nach einem gemeinsamen<br />

Mittagessen im Hause „Steiting"<br />

bestiegen die Sänger in<br />

Königswinter einen Passagier<br />

dampfer. Die begeisterte Stim<br />

mung äußerte sich bei fröhli<br />

chen Gesprächen und vor<br />

nehmlich vielen Rhein- und<br />

Weiniiedern, so daß mitfahren<br />

de Ausflügler noch zu einer<br />

stimmungsvollen Gratisveranstaitung<br />

kamen. Beobachter<br />

der Aniandung in Köln meinten<br />

schmunzelnd, daß nicht nur das<br />

Schiff leichte Schlagseite ge<br />

zeigt habe.<br />

Am 10. Oktober des gleichen<br />

Jahres verlieh der König von<br />

Rumänien dem Präsidenten<br />

des KMGV, seinem Vize und<br />

dem Dirigenten Schwartz hohe<br />

Auszeichnungen. Die Sänger<br />

hatten zuvor schon bei der Ver<br />

abschiedung in Neuwied hand<br />

signierte Gedichte der „Carmen<br />

Syiva" erhalten.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Hanns Theo Henke

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