Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)
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f) Aus Anlaß von Etatkürzun<br />
gen im Gesundheitsbereich wa<br />
ren wieder einmal Defizite auszugieichen.<br />
In der Presse stand<br />
nun schwarz auf weiß: „Kirche<br />
und private Gruppierungen<br />
sprangen in die Bresche!" Bei<br />
einem so entschlossenen, mehr<br />
leichtathletischem Einsatz er<br />
staunt es nicht, daß Deutschiand<br />
bei den Europa-Meister<br />
schaften in Athen mit so vielen<br />
Goldmedaillen belohnt wurde.<br />
g) Um den Bestand des deut<br />
schen Volkes zu sichern, sind<br />
vornehmlich in letzter Zeit leidenschaftiiche<br />
Erörterungen<br />
geführt worden. Manche Frem<br />
denfeindlichkeit wird zumeist<br />
gerade von jenen Zeitgenossen<br />
in die Debatte eingebracht, die<br />
in der Bevölkerungsstatistik<br />
unter „ferner liefen" rangieren.<br />
Alle Gutwilligen aber werden<br />
durch die Meldung, daß die<br />
deutschen Frauen im Schnitt<br />
0,78 % eines Kindes gebären,<br />
vöiiig verunsichert. Da liegt<br />
doch die Vermutung nahe, bei<br />
diesen Kindern handeie es sich<br />
um kieine Monster, Wie aber<br />
soll man diese Wesen - ohne<br />
das soziale Netz überzustrapazieren<br />
- zu steuerträchtigen<br />
Bürgern heranbilden? Das er<br />
scheint schon diskussionswür<br />
dig: zumal neuerdings die Aus<br />
bildungsbeihilfen (sprich: Bafög)<br />
rigoros gestrichen wurden.<br />
h) Einen geradezu bösen Ver<br />
dacht weckt die Meidung einer<br />
Rundfunkzeitschrift über den<br />
diesjährigen Ärztekongreß. Ais<br />
es schließlich nach ianger De<br />
batte zur Abstimmung kam,<br />
gaben die Hautärzte den Aus<br />
schlag. <strong>Der</strong> erste Eindruck ist<br />
doch der, daß eine Gruppe von<br />
Ärzten das gesetziich verord<br />
nete Einfrieren der Honorarfor<br />
derungen durch Verabfolgen<br />
von Krankheitserregern zu un<br />
terlaufen trachtete.<br />
i) Da lob ich mir als letztes Bei<br />
spiel einen Bericht des Köiner<br />
Stadt-Anzeigers vom 23./24.<br />
Oktober 1982. Eine Gruppie<br />
rung der Bezirksvertretung<br />
hatte in einem Antrag darauf<br />
hingewiesen, daß die ungünsti<br />
gen Verkehrsbedingungen vieie<br />
Käufer davon abhaite, ihre Be<br />
dürfnisse auf dem Wochen<br />
markt Wilhelmplatz zu befriedi<br />
gen, Ich preise deshaib das vielgeiästerte<br />
Verkehrschaos;<br />
denn wo kämen wir hin, wenn<br />
die Käufer zwischen den Obst-,<br />
Gemüse- und sonstigen Ver<br />
kaufsständen des alltäglichen<br />
Wochenmarktes ihren Bedürf<br />
nissen nach Herzenslust frönen<br />
könnten.<br />
Mit diesen und ähniichen Bei<br />
spielen ließen sich Bücher fülien.<br />
Die Frage, was dies aiies mit<br />
dem KMGV zu tuen habe, ist<br />
vollberechtigt. Gemach iieber<br />
Leser. Auch in unseren Reihen<br />
gibt es - was den Gebrauch der<br />
deutschen Sprache anbelangt -<br />
große und kleine Sünder. Und<br />
im übrigen wollten wir doch aus<br />
meinen beiläufigen Geschicht'-<br />
chen Lehren ziehen. Beginnen<br />
wir also mit einem Beispiel aus<br />
Sängerkreisen. Es war am 12.<br />
April 1981 und nach einem für<br />
wahr anstrengenden Täg in<br />
Wertheim am Main. Angefan<br />
gen hatte es mit einer musikali<br />
schen Messe vor Ort. Dann hat<br />
ten uns Omnibusse nach Würz<br />
burg gebracht, wo wir bei strah<br />
lendem Sonnenschein eine der<br />
schönsten deutschen Städte<br />
kennenlernten. Später - nach<br />
langer Anreise - erreichten wir<br />
Creglingen, besichtigten dort<br />
den weitberühmten Altar Tilman<br />
Riemenschneiders, klet<br />
terten eiligst in unsere Fräcke<br />
und legten ein erfolgreiches<br />
Konzert hin. Nach einer stillen<br />
besinnlichen Heimfahrt durch<br />
das nächtliche Täubertal saßen<br />
wir schließlich erschöpft aber<br />
gelöst in der Gaststätte unse<br />
res Hoteis und labten unsere so<br />
arg strapazierten Kehlen. Na<br />
türlich drehten sich unsere Ge<br />
spräche um diesen Tag, unse<br />
ren Verein und auch mal wieder<br />
um unseren blauen Reiseanzug,<br />
Da meinte ein unserer Gruppe<br />
angehörender Sänger voller<br />
Emphase: „Ich trecke dä Blau<br />
mann nur ahn, wenn ich muß!"<br />
Da gerade dieser Sängerknabe<br />
mit einer extrem schwachen<br />
Blase gestraft ist, war meine<br />
Frage, wie oft am läge er denn<br />
müsse, geradezu zwangsläufig.<br />
Na, so hatten wir wenigstens<br />
noch etwas zum Lachen. Da<br />
mais kam mir der Gedanke,<br />
über die Fallstricke der deut<br />
schen Sprache im <strong>Burgbote</strong>n zu<br />
berichten. Dieser Vorsatz wird<br />
Jetzt endlich zu Papier gebracht,<br />
Fortsetzung im nächsten Burg<br />
boten<br />
Ihr Hanns Theo Henke<br />
Weltlauf<br />
Hat man viel, so wird man bald<br />
Noch viel mehr dazu bekommen.<br />
Wer nur wenig hat, dem wird<br />
Auch das wenige genommen.<br />
Wenn du aber gar nichts hast.<br />
Ach, so lasse dich begraben -<br />
Denn ein Recht zum Leben,<br />
Lump,<br />
Haben nur die etwas haben,<br />
Heinrich Heine