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Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)

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VeranstaHungen<br />

rend der langen a-cappella-Episode<br />

vorgestellt, Ihn geradezu<br />

vermißt hat: tiefes Streichertremolo,<br />

leiser Paukenwirbel,<br />

Holz und Blech colla parte mit<br />

den Singstimmen, oder mit motivischer<br />

Vorwegnahme der<br />

Stimmeinsätze während der<br />

Textzäsuren: Wagner weihevol<br />

les Wogen und Weben, man<br />

muß unweigerlich schmunzeln.<br />

<strong>Der</strong> a-cappella-Abschnitt zu<br />

vor wirkt dagegen gewollt, so,<br />

als habe Wagner den Orchester<br />

part zwar von Anfang an mit<br />

gedacht, aber bewußt, um des<br />

einen Effektes wegen, auf ihn<br />

verzichtet. Auf umgekehrten<br />

Weg befand sich zu der Zeit<br />

Franz Liszt mit seiner Messe für<br />

Männerchor und Orgel, die den<br />

Anfang des Konzerts bildete.<br />

Von ihm selbst als Vorstufe zu<br />

einer idealen Kirchenmusik ver<br />

standen, mutete sie mit ihren<br />

krachledernen Unisono-Be<br />

kenntnissen (Gloria, Credo) und<br />

der volkstümlichen Idylle von<br />

Glockenzug, Zungenregister<br />

und Tremulant im Orgelpart<br />

(Clemens Ganz) heute eher<br />

fromm als religiös an.<br />

Und auf der Suche nach ei<br />

nem reduzierten Kirchenstil<br />

mutet LIszt dem Chor noch eini<br />

ges an sentimentaler Chormatik<br />

und expressiven Höhenlagen<br />

zu, das auch dem KMGV<br />

unüberhörbare Schwierigkei<br />

ten machte.<br />

Wolfram Goertz schreibt im<br />

Kölner Stadtanzeiger<br />

vom 3. Mai <strong>1983</strong><br />

Oratorium „Liebesmahl der<br />

Apostel"<br />

„Wagner am Stammtisch"<br />

Obwohl hinter der Männer<br />

breitschult'ger Schar die Solln<br />

ger Sinfoniker klanglich recht<br />

mickerig wirkten (nur das Blech<br />

kam einigermaßen heraus), ob<br />

wohl sich beim Kölner Männer-<br />

Gesangverein einige kleine,<br />

Wagners Harmonik leicht trü<br />

bende Indifferenzen einschli<br />

chen - unter dem Strich<br />

kommt, packt man Mäkeins<br />

wertes in den Sack des Verges<br />

sens, ein wirklich gelungener<br />

Abend heraus, den die Oper in<br />

der Kirche St, Mariä Himmel<br />

fahrt veranstaltete.<br />

Wagners „Liebesmahl der<br />

Apostel" nennt sich im Unterti<br />

tel „biblische Szene", und selbst<br />

bei straffer, gleichsam unbetei<br />

ligter Aufführung schälen sich<br />

Relikte religiös frömmelnder<br />

Stammtisch-Prosa heraus -<br />

Wagner war auch hier sein eige<br />

ner Textdichter. Musikalisch<br />

hingegen ist das Werk aus dem<br />

Jahre 1843 erstaunlich in der<br />

harmonischen Sprache, nimmt<br />

manchmal fraglos den „Tännhäuser"<br />

vorweg, und insge<br />

samt macht das relativ kurze<br />

Werk einigen Eindruck.<br />

Bernhard Lang dirigierte sei<br />

nen Wagner recht zügig und<br />

kultivierte also die Breitwand-<br />

Wirkungen, was dem Werk gut<br />

anstand. Indes, der dramati<br />

sche Duktus mit dem Alternie<br />

ren der Chorgruppen kam<br />

durch die massige Aufstellung<br />

nicht so ganz heraus. Das Or<br />

chester reagierte präzis, soweit<br />

dies durch die Übertragung der<br />

Dirigierbewegungen via Television<br />

möglich war.<br />

Was der Kölner Männer-Ge<br />

sangverein an hymnischen Auf<br />

schwüngen oder verhaltener<br />

Piano-Kultur zu leisten vermag,<br />

auch wenn es in höchste Regio<br />

nen hinausgeht, konnte man<br />

bereits vorher, in der Messe für<br />

Männerchor und Orgel von<br />

Franz Liszt, vernehmen. Cle<br />

mens Ganz bediente die Orgel<br />

kompetent, wenngleich auch er<br />

nicht verdecken konnte, daß bei<br />

dem Werk Aufwand und Wir<br />

kung auseinanderklaffen. Die<br />

überdehnten<br />

Orgelvorspiele<br />

oder die zuweilen betuliche The<br />

menwahl trugen nicht gerade<br />

zu einer Neubewertung des<br />

nicht oft probierten Stücks bei.<br />

Für Wagner-Blech und Fafner-Dröhnen<br />

gab es hinterher<br />

um so ergiebigeren Beifall.<br />

Parisfahrt der Gruppe 18<br />

6.-8. Mai <strong>1983</strong><br />

Zu den Städten mit hoher An<br />

ziehungskraft zählt ganz gewiß<br />

die Seinemetropole.<br />

<strong>Der</strong> besondere Reiz, den Paris<br />

im Frühling vermittelt, wird u. a.<br />

bestimmt durch das zarte Grün<br />

der blühenden Kastanien<br />

bäume in den großzügig ange<br />

legten Parks, durch das legere<br />

Treiben auf den Prachtstraßen<br />

und durch die erstmals Im<br />

Ablauf des Jahres überfüllten<br />

Straßencafes.<br />

Innerhalb von drei lägen<br />

kann man die bezaubernde<br />

Weltstadt nicht kennenlernen -<br />

der Geschmack auf einen er<br />

neuten Besuch, etwas Atmos<br />

phäre, läßt sich in dieser kurzen<br />

Zeit allemal einfangen. Beim<br />

Programm für den Kurztrip<br />

zeigt sich in der Beschränkung<br />

der Meister. So standen nur eine<br />

Stadtrundfahrt bei Täge und<br />

eine bei Nacht sowie ein Besuch<br />

auf dem Montmartre auf dem<br />

offiziellen Plan. Die verbleiben<br />

de Zeit konnte nach eigenem<br />

Ermessen genutzt werden. Für<br />

die einen war die Manet-Ausstellung<br />

im Grand-Palais, für<br />

andere waren das Quartier

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