Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)
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Für Freunde<br />
geschrieben<br />
zende Dame fragte ihn plötzlich<br />
im Dunkein; „Vun wemm es dat<br />
denn?"<br />
Schöffler verstand nicht sofort,<br />
doch dann sagte er: „Von Sha<br />
kespeare."<br />
Erneute Frage: „Dat Stöck es<br />
wal älder?"<br />
Auf seine zustimmende Ant<br />
wort meinte die Fragestellerin:<br />
„Dat es jo wie 'ne Jesangverein!"<br />
Ende des Zitats. Sollte das etwa<br />
schon die Pointe sein ? Nun - ich<br />
fand diese Zwiesprache nicht<br />
sonderlich witzig, so daß sich<br />
bei mir selbst ein bescheidenes<br />
Lächeln nicht einstellen wollte.<br />
Was sollte wohl der Vergleich<br />
besagen? Da wurden doch mit<br />
der Wertung „Gesangverein"<br />
Begriffe wie ait, verstaubt,<br />
rückständig, überholt und un<br />
zeitgemäß verbunden. <strong>Der</strong> Er<br />
finder dieses Gesprächs - und<br />
dafür halte Ich Herrn Schöffler -<br />
hätte besserzuvor Heinrich Lützeiers<br />
„Philosophie des Kölner<br />
Humors" gelesen. Denn so viel<br />
Dummheit auf einmal Ist fürje<br />
den Leser eine Zumutung. Man<br />
stelle sich einmal vor, daß ein<br />
menschliches Wesen ein Thea<br />
ter betritt, wähit sich den teuer<br />
sten Sitzplatz, liest keinen der<br />
so zahlreich aufgehängten Pro<br />
grammhinweise und vermeidet<br />
zusätzlich noch den Kauf eines<br />
Programms.<br />
Nein, so wirklichkeitsfremd sind<br />
selbst Kölner einfachsten Ge<br />
müts nicht.<br />
Da iobe ich mir doch ein echt köl<br />
sches Verzällchen über das Le<br />
ben und TVeiben in einem Ge<br />
sangverein. Da weiß man doch<br />
sofort, daß dies mit Herz erfun<br />
den wurde und mit Gegeben<br />
heiten nicht das Geringste zu<br />
tun hat. Aber - es ist einfach<br />
nett und kränkt niemanden.<br />
Schäii: „Ich hanjehoot, dat Do<br />
In'nen Jesangverein enjetrodde<br />
bes. Wat maht Ihr denn esu?"<br />
Tünnes: „Also, mir treffen uns<br />
Jede Woch donnersdaachs öm<br />
aach Ohr in'ner Weetschaff.<br />
Dann fange mehr ahn zo drinke.<br />
Um nüng kumme uns Fraue. Jitz<br />
weet et jemütllch. Wenn mir<br />
dannjotjesennt sin, dun merjet<br />
esse un danze; un wenn et Jeid<br />
all es,Jommer noh Huus."<br />
Schäl: „Doot ihr denn janit<br />
singe?"<br />
Tünnes: „Do d'rup kanns Do<br />
Dich verloße. Jedesmol om<br />
Heimwächl"<br />
Thema 2: Am Samstag<br />
abend, dem 15. Mai 1982 stellte<br />
sich Köln's Oberstadtdirektor<br />
Kurt Rossa im dritten Fernseh<br />
programm des WDR dem<br />
Moderator Hinrich Carsdorff zu<br />
einem kritischen Diaiog. <strong>Der</strong> Ge<br />
sprächsinhalt soll nicht im ein<br />
zelnen bilanziert werden. Doch<br />
soviel soll gesagt sein: Rossa<br />
parierte alle kritischen Fragen<br />
sachkundig und souverain. FXir<br />
manchen Zuschauer war es<br />
sicher neu, zu hören, daß Rossa<br />
unter anderem ein erfolgreicher<br />
Kinderbuchautor und wie sich<br />
erst nach dem Gespräch im<br />
Rahmen eines Streichquartetts<br />
herausstellte, ein ausgezeich<br />
neter Cellist ist. Gut zu wissen,<br />
daß an der Spitze der Riesenverwaitung<br />
der Millionenstadt<br />
Köln kein eiskalter Technokrat<br />
sondern ein von Intelligenz<br />
geprägter Musensohn steht.<br />
Gegen Ende der 90minütlgen<br />
Befragung sollte er seine Mei<br />
nung zu den sogenannten Bür<br />
gerinitiativen kundtun. Rossa<br />
leitete seine Antwort mit dem<br />
Hinweis ein, daß es doch sehr<br />
auf die Zielsetzung und die<br />
Selbstlosigkeit der Wunsch<br />
listen und Aktivitäten an<br />
komme. Zu meiner nicht gerin<br />
gen Überraschung meinte er<br />
dann gelassen, er kenne speziell<br />
in Köln mehrere Initiativen, z. B.<br />
den Kölner Männer-Gesang-<br />
Verein, den Förderverein Roma<br />
nische Kirchen und den Zentral-<br />
Dombau-Vereln. Bei solch' gei<br />
stigen Anstößen und unent<br />
wegtem Handeln für das Gute<br />
sei ihm um die Zukunft Köln's<br />
nicht bange.<br />
Als Kölner und als Aktiver im<br />
KMGV kann ich da nur sagen:<br />
„Jung, dat häs Do Jot Jesaatl"<br />
Auf Hochdeutsch könnte das<br />
auch heißen: „Vielen Dank für<br />
die Biumenl" Nur schade, daß<br />
diese Sendung - vielleicht we<br />
gen der späten Sendezeit - so<br />
wenig Resonanz in der Öffent<br />
lichkeit fand. Ich halte es aber<br />
auch für möglich, daß mal wie<br />
der - wie so oft - stillschwei<br />
gend konsumiert wurde.<br />
Ttotzdem wird die Sammlung<br />
weitergeführt<br />
Ihr Hanns Theo Henke<br />
Arme Beethoven, net?<br />
Es ist Vorfastenzeit. Tünnes<br />
ist mit Frau und Kindern auf<br />
dem Wege zum Opernhaus.<br />
Schäl, der ihm begegnet fragt<br />
wegen der bunten Kostümie<br />
rung der ganzen Familie er<br />
staunt, ob man in's Divertisse<br />
mentchen gehe. Tünnes ant<br />
wortet: „Enä; etjittoch noch an<br />
dere löstiche Spillche. MirJon in<br />
dä Fideliol"