Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)

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Für Freunde geschrieben Aus der kölschen Kunstszene Das Eis ist gebrochen! Sie wer den - so lange der Vorrat reicht - in der nächsten Zeit vieles von den kölschen Symboifiguren Tünnes und Schäl (nebst Famiiienanhang) zu lesen bekom men. Nehmen Sie die Geschicht chen so wie sie gemeint sind - nur nicht ernst Denn was hier erzählt wird, ist nicht Kölner Lebensart und Kunstverstand. Doch spiegelt sich oft in ent waffnender Form das leise Un behagen wieder, das den Kunstkonsumenten angesichts der professionellen Nutznießer der Produktion befällt. Wenn also der Kölner Humor - vor nehmlich auch in Divertisse mentchen - stets ein wenig respektlos und schlagfertig mit den schwergewichtigen Dingen wie Kunst und Kultur (Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst! Schiller, Waiienstein) aber auch mit den großen Komponisten und Dichtern umspringt, gibt das ein klein wenig Aufschluß über eine Wesensart, die sich selbst, aber auch die ganze Menschheit auf die Schüppe zu nehmen versteht. Nunmehr darf ich Goethe in den Zeugen stand zitieren, der einmal zu treffend meinte: Ich liebe mir den heitern Mann am meisten unter meinen Gä sten: Wer sich nicht selbst zum be sten haben kann, der ist gewiß nicht von den Besten! Die Interpreten dieses Szena riums - also Tünnes und Schäl - bewegen sich dauernd vor den Brettern, die die Welt bedeuten. Aber sie bleiben seltsam unbe rührt von all' den hehren Klän gen, Gesängen und optischen Eindrücken, die ihnen pausen los zuteil werden. Wegen der Aktualität - vor 100 Jahren und zwar am 13. Februar 1883 verstarb Richard Wagner in Venedig. Abseits des vom KMGV geplanten großen Ge denkkonzertes sollen auch Tün nes und Schäl von ihren Ein drücken berichten. Demnächst wird weniger erläu tert, dafür aber direkt zur Sache gegangen. Schlafmittel Ihr Hanns Theo Henke ♦ ♦ ♦ Gegen Musik an sich hat der Tünnes nichts einzuwenden. Doch eine Wagneroper kann ganz schön lang werden. Der Schäl jedoch ist hingerissen. Plötzlich gibt er dem Tünnes ei nen Rippenstoß und meint ent rüstet: „Minge Nohber is tat sächlich enjeschlofel" Der hoch geschreckte Tünnes aber em pört sich: „Do Jeck, deswäje bruchs Do mich doch nit zo wecke!" Das Eigenheim Der Schäl fragt den Tünnes: „Kenns Do Tännhäuser?" Tünnes: „Nä, ävver ich möch keins han. Die brenne zo ieich. Ich ston op Steinhäuserl" ♦ ♦ ♦ Ein Unglück kommt selten aliein Tünnes und dessen Frau Marizenbill kommen aus „Tristan und Isolde". Es regnet in Strö men. Tünnes spannt den Schirm auf und seufzt: „Och dat noch!" Unbelehrbar Der Schäl trifft den Tünnes auf dem Weg zur Oper. Schäl: „Wat spülen se denn hück?" Tünnes: „Dä Tännhäuser." Schäl: „Äwer dat Stöck han mir doch schon ens zosamme Jesinnl" Tünnes: „Jo dat. Äwer ich will hück noch ens sin, ob dat Elisa beth ald Widder op dä Schlawi ner vun'nem, Tännhäuser erenfäiit."
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