Der Burgbote 1983 (Jahrgang 63)
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Musik aktuell<br />
„Letzter Wunsch:<br />
Bleibt mir gut. Ihr Lieben"<br />
(R. Wagner an seine Künstier<br />
vor der Uraufführung des<br />
„Ring")<br />
„Ich schreibe keine Opern<br />
mehr. „Lohengrin" ist meine<br />
ietzte. Märchen wiil ich kompo<br />
nieren. das ist das Rechte; das<br />
Märchen vom Fürchteniernen."<br />
- Das Fürchten geiernt hätte<br />
wohi jeder Dirigent bei der Ersteilung<br />
eines Wagner-Pro<br />
gramms. wenn Richard Wagner<br />
diese Aussage - im Dresdner<br />
Freundeskreise geäußert - in<br />
die Tät umgesetzt hätte, denn<br />
dies hätte uns die Hälfte unse<br />
res diesjährigen Herbstkonzer<br />
tes gekostet In Wahrheit be<br />
deutete der Zeitpunkt dieses<br />
Ausspruches aber den Wende<br />
punkt in Wagners künstleri<br />
scher Richtung, denn erst die<br />
Opern nach Lohengrin (mit Aus<br />
nahmen einiger Stelien im<br />
2. Akt) gelten als die typischen<br />
Wagneropern, weiche von nun<br />
an auch als ..Musikdramen" be<br />
zeichnet wurden. Da unser<br />
Herbstkonzert aniäßlich des<br />
Wagnerjahres aus einem Streif<br />
zug durch diese Welt der<br />
Wagnerschen Musik besteht<br />
und da ein solches, lange vorbe<br />
reitetes Konzert in unmitteibarer<br />
Nähe einer Sängerreise<br />
ieicht einen sekundären An<br />
strich bekommt, soll heute von<br />
unserem Auftritt am 5.11.83 in<br />
der Messehalle 8 die Rede sein.<br />
Dabei möchte ich im Gegensatz<br />
zum eigentiichen Konzertpro<br />
gramm die Opern in chronoiogischer<br />
Reihenfolge behandeln.<br />
Aus dem ..Tännhäuser". der<br />
zwischen dem 22. 6. 1842 und<br />
dem 13. 4. 1845 entstand,<br />
kommt im Konzert der Anfang<br />
des 3. Aktes zur Aufführung.<br />
Ursprüngiich ..Venusberg" be<br />
nannt handeit diese Oper<br />
von der unglückiichen Suche<br />
eines Minnesängers (Tännhäu<br />
ser) nach der wahren und<br />
reinen Liebe. Nachdem er sei<br />
nen Aufenthalt im Sündenpfuhi<br />
des Venusberges eingestanden<br />
hatte, zog er nach Rom. um dort<br />
Gnade zu erhaiten. Am Anfang<br />
des dritten Aktes warten Eiisabeth.<br />
die ihn trotz aiiem liebt,<br />
und Wolfram von Eschenbach<br />
auf seine Rückkehr. Ais die Pil<br />
ger auftauchen und sich Tänn<br />
häuser nicht mehr unter ihnen<br />
befindet betet. Eiisabeth in<br />
brünstig für ihn und verläßt<br />
tieftraurig die Szene. Einsam<br />
zurückgeblieben singt Wolfram<br />
sein „Lied an den Abendstern".<br />
Bis hierher unser Auftritt. Auch<br />
wenn der Chor nur den Piigerchor<br />
(erstmais in der Original<br />
fassung) zu singen hat. so be<br />
sticht dennoch der gesamte<br />
Auftritt durch seine Schönheit<br />
und die hier noch sehr deut<br />
liche Aniehnung an die Roman<br />
tische Oper der vorwagnerschen<br />
Epoche.<br />
Dagegen enthäit der Lohen<br />
grin schon mehrere Eiemente<br />
des typisch wagnerischen Sti<br />
les. Hieraus kommt zunächst<br />
der Chor der Mannen aus dem<br />
zweiten Akt ..Im Ffühn versam<br />
melt uns der Ruf", mit dem die<br />
Soidaten Lohengrin ais ihren<br />
neuen Heerführer begrüßen.<br />
Daß diese Führerschaft nie zu<br />
stande kommt, ändert selbstverständiich<br />
nichts an ihrer<br />
(und hoffentiich unserer) Begei<br />
sterung. Erst danach (übrigens<br />
ais ietztes Stück des Konzertes)<br />
foigt das Gebet des König Hein<br />
richs „Mein Herr und Gott, nun<br />
ruf ich Dich" mit dem Finaie des<br />
1. Aktes. <strong>Der</strong> König betet für die<br />
Wirksamkeit eines Gottesurteiis.<br />
das durch einen Kampf<br />
zwischen Lohengrin und sei<br />
nem Widersacher Ftiedrich Tfeiramund<br />
herbeigeführt werden<br />
soll. Lohengrin geht ais Sieger<br />
hervor und schenkt Tfelramund<br />
das Leben. <strong>Der</strong> Chorauftritt am<br />
Ende des Aktes (..Ertöne Sie<br />
gesweise") ist einer der bomba<br />
stischsten der gesamten<br />
Wagnerschen Chorliteratur. Die<br />
Uraufführung dieser Oper am<br />
28.8.1850 konnte Wagner auf<br />
grund politischer Widrigkeiten<br />
nicht miterleben. Ftanz Liszt<br />
dirigierte sie.<br />
Die ..Götterdämmerung" ist<br />
der ietzte Tfeil aus Wagners wohl<br />
gewaltigstem Werk, der Tfetraiogie<br />
„<strong>Der</strong> Ring des Nibelun<br />
gen". Das Musikdrama trug ur<br />
sprüngiich den Namen „Sieg<br />
frieds Tbd" und entstand als er<br />
stes der vier Dramen ..Das<br />
Rheingold". „Die Walküre".<br />
„Siegfried" und „Götterdämme<br />
rung". Zur Aufführung gelangt<br />
der Mannenchor aus dem<br />
3. Akt. Hagen ruft die Mannen<br />
Gunthers zusammen, um die<br />
sem einen Empfang zu berei<br />
ten. wenn er mit Brünnhilde den<br />
Rhein heraufgefahren kommt.