Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

denken zu müssen. Um halb sieben klappt er den Laptop zu
und geht in die Küche, um dort Wasser aufzusetzen.
Je älter Kinder werden, desto teurer werden sie auch.
Zumindest hat Jonathan diesen Eindruck, da sein Vater seit
drei Jahren nun häufig erst nach neun Uhr nachhause
kommt und auch seine Mutter, die in seiner Kindheit
zuhause blieb, fing vor sechs Jahren wieder zu arbeiten an.
Als Kellnerin kommt sie oft erst sehr spät heim. So sind die
teuren Albrecht-Kinder oft alleine zuhause und seit Anna
ausgezogen ist und Robin sein Praktikum begonnen hat,
kocht Jonathan fast jeden Abend. Ab und zu kocht auch
Samuel, aber irgendwie fühlt sich Jonathan doch
verantwortlich. Als er in Samuels Alter war, musste er kaum
je kochen, deswegen will er auch nicht, dass das bei Samuel
jetzt anders ist.
Das heisst natürlich nicht, dass Jonathans Eltern schlechte
Eltern sind. Immerhin versuchen sie ihr Bestes.
Das Wasser beginnt zu kochen und Jonathan streut Salz in
den Topf, drückt die Spaghetti rein und kippt Pelati in die
Sossen-Pfanne. Er gibt drei Esslöffel Tomatenpüree und ein
paar Gewürze hinzu und setzt sich an den Küchentisch. Er
seufzt auf. Irgendwie fühlt er sich so ausgelaugt; selbst nach
der kleinsten Kleinigkeit sehnt er sich danach, sich
hinzulegen und die Augen zu schliessen, aber würde er jetzt
ins Bett gehen, dann könnte er sowieso nicht schlafen. Dann
kämen ihm all die Gedanken, die er so mühsam in Schach
hält, um nicht in der Flutwelle zu ertrinken. Jonathan
schliesst seine Augen also besser nicht.
Doch auch solche Überlegungen gehören zu den Gedanken,
die er lieber nicht denken will. So wird sein Wunsch, keine
schlechten Gedanken zu haben, selbst zum schlechten
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