Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

Jonathan helfen zu lassen. Nein, Robin fühlt sich nicht
gedemütigt, Jonathans Bruder zu sein, dazu ist er viel zu
nett. Es ist alleine Jonathan, der sich gedemütigt fühlt,
Jonathan zu sein.
„Ich brauche einfach Zeit, Jonathan. Bald bin ich
wieder auf den Beinen.“
„Ich glaube dir ja, aber es macht mir wirklich nichts
aus dir zu helfen.“
„Danke.“
„Bitte.“
Nach dem Frühstück setzt sich Jonathan auf sein eigenes
Bett zurück. Er verbringt den Rest des Morgens auf dem
Internet. Er schaut sich Videos über Abfallentsorgungen in
Vulkanen an, füllt seinen Amazon-Einkaufswagen mit
Filmen, scrollt durch sein Tumblr-Dashboard und schon
sind vier Stunden vergangen. Von Robin hört er kaum
etwas, aber das hat er auch nicht anders erwartet. Er fragt
sich, ob er nicht vielleicht besser in Annas Zimmer gehen
sollte, um Robin etwas Privatsphäre zu geben, aber er will
ihn auch nicht im Stich lassen. Lieber bleibt er fürs erste
hier.
Am Mittag steht Robin sogar auf. Er geht ins Badezimmer
und duscht ungefähr eine halbe Stunde, dann isst er zu
Mittag. Jonathan hat keinen Hunger. Er wird so um drei Uhr
etwas essen, aber jetzt ist er in der Wunderwelt Internet
eingehüllt. Er will sich nicht loslösen, wenn er nicht muss.
Die Realität erscheint ihm wieder einmal eine Spur zu
grausam. Ob Robin wohl auch solche ungesunde Bewältigungsmechanismen
hat? Jonathan hat auf Tumblr über
„grief“ und „stages of grief“ gelesen. Da stand, dass es fünf
Phasen gebe: „Denial, anger, bargaining, depression,
acceptance.“ Robin hat es ziemlich hart getroffen, er ist also
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