Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

nicht so genau sehen können. Zudem ist es nicht männlich,
wenn man sich über sein Aussehen zu viel Gedanken macht.
Als Jonathan die Wohnungstür aufmacht, ist Robin immer
noch nicht zuhause. Er hat gesagt, dass er sich heute mit
Benjamin trifft, aber Jonathan hat gedacht, er würde sich
vielleicht noch verabschieden. Er hängt wohl zu sehr an
seinem Bruder, das kann nicht gesund sein. Von Ivan hat er
immer noch keine Nachricht bekommen. Das, was sich jetzt
in seiner Brust bemerkbar macht, das ist der Schmerz der
Einsamkeit. Jonathan ist nicht besonders gut im Umgang mit
Menschen und er ist allgemein nicht sehr sozial, aber er
braucht andere Menschen und er braucht Kontakt. Auch
wenn er kaum jemanden an sich heranlässt, so ist er doch
kein Einzeltier und geniesst es doch, mit anderen Menschen
zusammen zu sein. Er fragt sich, ob er vielleicht ernsthaft
Céline fragen soll, ob sie nicht etwas früher Zeit hat, doch
dann bemerkt er, dass er ihre Nummer gar nicht hat. Soll er
alleine in den „Silberlöffel“ gehen? Gestern hat die Kellnerin
so getan, als wäre nichts geschehen, und Jonathan fand es
gut so, aber vielleicht spricht sie ihn ja doch darauf an, wenn
er alleine ist. Vielleicht wäre es aber auch besser so, dann
könnte Jonathan einen Abschluss finden, anstatt sich die
ganze Zeit zu fragen, was sie wohl denkt. Jonathan setzt sich
etwas ratlos auf sein Bett. Nein, er geht nicht alleine dorthin,
das wäre ja traurig. Stattdessen nimmt er seinen Laptop
unter seinem Bett hervor und verbringt den Rest des
Nachmittags auf YouTube. Zu Mittag hat er um viertel vor
Vier noch nichts gegessen, aber er hat ja spät gefrühstückt.
Hunger hat er auf jeden Fall nicht. Was er auch nicht hat, ist
eine Antwort von Ivan. Jonathan seufzt. Er fühlt sich
verraten. Er weiss, Ivan hat keine bösen Absichten,
vielleicht hat er es einfach vergessen oder es ist ihm etwas
super Wichtiges dazwischen gekommen. Nichtsdestotrotz,
irgendwie scheint Jonathan für Ivan nicht so wichtig zu sein
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