Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion
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<strong>Jonathan</strong> antwortet nicht. Beim Abendessen isst er kaum<br />
etwas. Er fühlt sich geplagt von seinen Umständen, geplagt<br />
von der Welt und wahrscheinlich plagt er sich selbst am<br />
meisten.<br />
In dieser Nacht schläft er auch nicht. Da sind zu viele Fragen,<br />
zu viele Szenarien, die sich in seinem Kopf entfalten. Er fragt<br />
sich, was wohl passieren würde, wenn die Welt von seinen<br />
Kräften erführe. Wird man ihn einsperren? Und wird er sich<br />
das gefallen lassen? Was wenn nicht? Wird er Staatsfeind<br />
Nummer eins und muss nach Russland flüchten? Dort gibt<br />
man ihm sicher kein Asyl. Aber man kann ihn doch gar nicht<br />
einsperren, ohne dass er etwas verbrochen hat. Das<br />
geschieht aber überall auf der Welt, warum nicht auch in<br />
Deutschland? Die Regierung stellt die Sicherheit des Volkes<br />
über die Freiheit des Einzelnen, dann wird <strong>Jonathan</strong><br />
garantiert weggesperrt. Das darf auf keinen Fall passieren,<br />
<strong>Jonathan</strong> will nicht in den Knast. Aber was, wenn er nicht in<br />
den Knast muss? Er könnte Polizist werden und Verbrechen<br />
aufhalten mit seinen Kräften. Er könnte so vieles tun. Er<br />
könnte fliegen, er könnte Autos reparieren oder Häuser<br />
bauen, ganz alleine. Ist das das Risiko wert? Auf keinen Fall!<br />
Aber wahrscheinlich wird er nicht entdeckt, wenn er nur ein<br />
bisschen übt, das schadet doch keinem was. Aber warum<br />
sollte er? Weil alle anderen es gut finden. Aber er findet es<br />
nicht gut oder er ist sich zumindest nicht sicher. Vielleicht<br />
wäre es schon gut. Allerdings könnte er auch immer noch<br />
später damit anfangen. Lieber zu spät als zu früh.<br />
<strong>Jonathan</strong> findet keine richtigen Antworten. Er weiss nur,<br />
dass er jetzt dann bald verzweifelt, weil er nicht weiss, was<br />
er tun soll, und es ist viel schwerer, eine Entscheidung zu<br />
treffen, wenn alle einem dasselbe raten. Soll er es einfach<br />
tun? Augen zu und durch? Und dann den Rest seines Lebens<br />
einen einzigen Fehler bereuen? Nein, das will er nicht. Aber<br />
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