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Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

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eginnt es dann zu regnen, aber auch das stört ihn nicht<br />

wirklich. Ein bisschen vielleicht.<br />

Erst wenn er zuhause ankommt, bricht der Krieg in seinem<br />

Kopf aus. Es scheint völlig egal zu sein, wie gut sein Tag war,<br />

<strong>Jonathan</strong> klappt zusammen, legt sich auf sein Bett und weint<br />

los, behält aber immer die Uhr im Augenwinkel, um sich<br />

nicht von seinem Bruder erwischen zu lassen. Robin weiss,<br />

dass er weint, er braucht es trotzdem nicht zu sehen. Er<br />

kann <strong>Jonathan</strong> nicht helfen, niemand kann das. <strong>Jonathan</strong><br />

weiss ja selber nicht, was ihn so depressiv macht. Die<br />

Schule, ja, vielleicht, oder das Wetter oder seine Hormone.<br />

<strong>Jonathan</strong> weiss es nicht und er leidet darunter. Er weiss sehr<br />

wohl, dass er mit solchen Gefühlen nicht alleine ist, aber das<br />

macht es auch nicht besser. Still liegt er auf seinem Bett und<br />

vergräbt das Gesicht in seinem Kissen. In seinem Kopf spielt<br />

sich so viel ab und gleichzeitig überhaupt gar nichts.<br />

Irgendwie fühlt es sich so an, als ob er einen Grund für die<br />

Tränen auf seinem Kissen suchen müsse. Er versteht nichts<br />

von dem, was in ihm vorgeht. Robin fragt ihn immer und<br />

immer wieder, was er braucht, um glücklich zu sein, aber er<br />

weiss es nicht und dass er es nicht weiss, macht ihn nur<br />

noch verzweifelter. Das Internet ist voll mit Leuten, denen<br />

es genau so dreckig geht wie ihm, und mit Leuten, die es aus<br />

dem Dreck herausgeschafft haben. Das sind auch die Leute,<br />

die sagen, dass es besser wird, und <strong>Jonathan</strong> glaubt ihnen,<br />

er will ihnen glauben. Trotzdem liegt ihm jeden Tag diese<br />

Nebelwolke im Kopf und er wird sie nicht los. Selbst wenn<br />

er fertig geweint hat, setzt ein taubes Gefühl ein, das ihm<br />

den Eindruck gibt, rein gar nichts hätte eine Bedeutung.<br />

Er setzt sich auf, zieht eine Schublade unter seinem Bett<br />

heraus, holt seinen Laptop hervor und lässt sich von den<br />

Weiten des Internets berieseln. Es beruhigt ihn, selber nicht<br />

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