Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

Heute würde ihm dieser Film natürlich nicht mehr so Angst
machen, aber er weiss, dass es in der grossen, weiten Welt
hunderte von Filmen gibt, die um ein Vielfaches schlimmer
sind als „Coraline“. Er schaut sich deshalb lieber „Nightmare
before Christmas“ an, obwohl er den auch schon vier Mal
gesehen hat, denn es ist einer von Ivans Lieblingsfilmen.
Ivan hat noch Chips gekauft, die aussehen wie kleine
Spinnennetze. Das trägt zur Atmosphäre bei. Er macht das
Licht aus und Jonathan lässt sich jetzt so richtig in das Sofa
sinken. Er hat zwar gestern überhaupt nichts für die Schule
gemacht, aber die nächste Prüfung ist am Mittwoch, das
heisst, er hat morgen auch noch Zeit. Jetzt will er einfach
geniessen können, ohne an irgendetwas denken zu müssen.
Das geht aber nicht so einfach, wie man meinen könnte.
Jonathan schafft es gar nicht richtig, sich auf den Film zu
konzentrieren. Ständig erwischt er sich dabei, wie er mit
den Gedanken ganz woanders ist. Nach den letzten paar
Prüfungen, die er zwar nicht total verkackt hat, die aber
auch nicht so gut rausgekommen sind, wie sie hätten sollen,
ist er mittlerweile ziemlich stark besorgt, wie das Semester
wohl ausgehen wird. Er weiss haargenau, dass er jetzt
besser den Film geniessen sollte, als sich über die Schule
Gedanken zu machen, aber es gelingt ihm nicht. Vielmehr ist
er jetzt noch gestresster, weil er weiss, dass er sich
entspannen sollte, weil er weiss, dass er sonst morgen auch
nicht arbeiten können wird, weil er zu angespannt und
erschöpft ist. Er weiss auch, dass Ivan nichts davon
mitbekommt, was gerade in seinem Kopf abgeht. Jonathan
will nur noch nachhause. Er weiss nicht, warum, denn
zuhause geht es ihm sicher nicht besser, aber es ist wohl
einfach noch viel schlimmer, wenn es einem schlecht geht,
wenn man mit Freunden Zeit verbringt. Er will nicht, dass
diese Wolke in seinem Kopf von ihm Besitz ergreifen kann,
wenn er mit anderen zusammen ist. Bei Céline war es genau
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