Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

„Tut es noch weh, wenn du die Stelle anfasst?“
„Ja, schon, aber das dauert halt einfach.“
Jonathans Mutter stellt weiter Fragen, aber zum Glück nicht
nur an Jonathan gerichtet. Sie fragt nach der Schule, nach
Robins Praktikum, sie fragt nach Ivan und Adam und
Benjamin und sie erzählt von Anna, was die ihr alles übers
Telefon erzählt hat. Sie ist ja nicht viel zuhause, da möchte
sie möglichst viel über ihre Kinder in Erfahrung bringen. Ob
ihr das gelingt, ist eine ganz andere Frage. Niemand wird
gerne von seinen Eltern ausgefragt, besonders nicht
Jonathan. Es ist nicht so, dass er nicht will, dass seine Mutter
über ihn Bescheid weiss, aber er fühlt sich immer so unter
Druck, wenn er all diese Fragen beantworten soll, so, als ob
es eine richtige und eine falsche Antwort gäbe.
Nach dem Essen wäscht sein Vater ab. Jonathan und Robin
gehen in ihr Zimmer. Robin nimmt seinen Laptop und
klettert auf sein Bett. Jonathan legt sich hin und versucht
wieder zu schlafen. Am liebsten würde er bis zum Morgen
durchschlafen, aber irgendwie kommt er jetzt nicht mehr zu
Ruhe. Er ist zwar immer noch todmüde, aber das Theater in
seinem Kopf hat schon begonnen. Er kann nicht so genau
sagen, um was es bei dem Theater eigentlich geht, er weiss
nur, dass er es hasst. Er selbst ist die Hauptfigur und
bekommt ständig eines auf die Rübe. Es tut weh und er will,
dass es aufhört, aber es hört nicht auf. Das Theater geht
weiter, obwohl er doch der einzige Zuschauer ist.
Jonathan wird zu heiss, er zieht seinen Pullover aus, aber
dann wird ihm zu kalt. Er geht unter die Bettdecke, aber
dann hat er den Eindruck, er könne nicht mehr richtig
atmen. Warum passiert jetzt das alles wieder? Kann er nicht
einfach in Ruhe schlafen? Warum kann er nicht schlafen? Er
muss doch unbedingt schlafen, sonst ist er morgen wieder
genauso müde und am Mittwoch steht die nächste Prüfung
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