Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

Bevor er geht, schreibt er noch Ivan, ob er heute auch
wirklich komme, erhält aber keine Antwort und lässt es
dabei bleiben. Er will ihn ja schliesslich auch nicht zu etwas
zwingen, was er nicht will.
Draussen windet es. Jonathan zieht sich die Kapuze über
und steckt die Hände in die Hosentaschen. Er hasst den
Herbst und er will nicht, dass der Sommer vorbei ist, und
schon gar nicht, dass der Winter kommt. In der U-Bahn ist
es dann auch immer viel zu heiss.
Am Alexanderplatz steigt er aus und geht in den C&A. Er
braucht mindestens einen Pullover, vielleicht auch zwei. Er
mag den C&A, denn hier gibt es stinknormale Kleider, nicht
nur irgendwelche seltsamen Modetrends und Hemden.
Alles, was er anziehen will, sind doch nur dunkelblaue Jeans
und einfarbige T-Shirts und Reissverschlusspullover. Und
genau das gibt es hier. Und genau einen solchen
Reissverschlusspullover und sechs Paar schwarze Socken
kauft er hier und geht ohne Umweg wieder nachhause. Nach
dem Kleiderkaufen fühlt sich Jonathan immer etwas
schlechter als zuvor. Noch nie hat er in einer dieser total
überbeleuchteten Kabinen in den Spiegel geschaut und sich
gedacht, dass das, was er sieht, auch gut aussieht. Er
beschäftigt sich normalerweise mit solchen Fragen gar
nicht, schaut im Spiegel nur, ob seine Haare einigermassen
ordentlich aussehen und studiert nie lange an seinem
Aussehen herum. Wenn er Kleider kaufen geht, dann kommt
er nicht darum herum, sich selbst zu studieren. Er studiert,
wie er zu dünn ist und zu wenig Muskeln hat, wie ihm nichts
steht, wie er nicht nur im Gesicht, sondern auch auf dem
Rücken und den Oberarmen Pickel hat, wie überhaupt nicht
charismatisch sein Gesichtsausdruck ist. Jonathan will nicht
wirklich anders aussehen, aber er würde sich selbst lieber
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