Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

„Jonathan, ich will so was NIE MEHR von dir hören,
verstehst du?“
„Ist doch wahr! Ich heul die ganze Zeit nur rum. Ich
falle allen immer nur zur Last. Das Leben lässt sich
so nicht leben.“
„Natürlich lässt es sich das! Hör auf so einen
Scheiss zu erzählen!“
„Das ist leicht für dich zu sagen! Dein Leben besteht
doch nur aus Schmetterlingen und
Regenbogenponys! Du hast überhaupt keine
Ahnung, wie scheisse man sich fühlen kann, wie
mies das Leben sein kann!“
Jonathan steht auf. Die Realität zerbricht. Was möglich
scheint, ist unmöglich. Was unmöglich scheint, wird
möglich. Die Tür fliegt zu, sämtliche Bücher lösen sich aus
dem Regal, das Bett hebt vom Boden ab und Jonathan
schreit los. Er schreit sich die Seele aus dem Leib, ehe alles,
inklusive Jonathan, auf den Boden kracht und liegen bleibt.
Es ist schon eine Weile her, seit Jonathan das erste Mal
bemerkte, dass er Dinge mit seinen blossen Gedanken
bewegen konnte. Mit einem Stift ging es ganz einfach und
bald merkte er, dass er auch sehr schwere Dinge bewegen
konnte. Mehrere Dinge auf einmal, das war schon
schwieriger, aber Jonathan übte täglich. Es machte ihm
Spass. Bald hatte Jonathan den Dreh raus und er konnte
viele Gegenstände auf einmal, auch solche ausserhalb seines
Sichtfeldes, bewegen. Der Trick bestand darin, die
Umgebung mit seiner Fähigkeit abzutasten. Jonathan
konnte seinen Verstand wie eine Hand oder gar tausende
Hände benutzen und sich ein Bild davon machen, wo sich
was befindet, ohne etwas zu sehen.
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