Michael Evers - bei föpäd.net
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Lese-Rechtschreibschwäche 9<br />
Spezifische oder umschriebene Lese-Rechtschreib-Schwächen<br />
(Legasthenien) sind die in der Schule auffallenden Erscheinungsbilder<br />
partiellen Lernversagens im Lesen und/oder Rechtschreiben <strong>bei</strong> nicht<br />
beeinträchtigten intellektuellen Lernvoraussetzungen und - zunächst -<br />
besseren Schulleistungen in anderen Bereichen. Durch fortgesetzte<br />
Entmutigung kann die Legasthenie das Erscheinungsbild allgemeinen<br />
Schulversagens annehmen.<br />
Zugrunde liegen diesen Erscheinungsbildern jeweils unterschiedliche<br />
Kombinationen von Teilleistungsschwächen der Wahrnehmung, Motorik<br />
und der sensorischen Integration (Zusammenspiel verschiedener Wahrnehmungsbereiche).<br />
So ergeben sich unterschiedliche Schweregrade und<br />
Schwerpunkte der Lernschwierigkeiten des einzelnen Kindes.<br />
Die Teilleistungsschwächen erschweren insbesondere die Unterscheidung<br />
von Buchstabenformen (visuelle Detailerfassung) und/oder die Unterscheidung<br />
ähnlicher Sprachlaute (auditive Diskrimination).<br />
Die Teilleistungsschwächen gehen ursächlich auf Erbfaktoren oder auf<br />
Hirnreifungsverzögerungen durch Infekte oder andere Risiken zurück, die<br />
vor, während oder nach der Geburt aufgetreten sind, bzw. auf das Zusammenwirken<br />
<strong>bei</strong>der Ursachen“ (zit. n. BVL o.J., S. 5f).<br />
Diese Definition ist insofern für die Schule gehaltvoll, als daß sie zunächst sagt, welche<br />
Personengruppe als lese-rechtschreibschwach gilt, nämlich jene, die ein partielles<br />
Lernversagen im Lesen und/oder Rechtschreiben zeigt. Ferner gibt sie erste Hinweise<br />
zu möglichen Ursachen und impliziert damit auch bereits erste Ansätze für Interven-<br />
tionen bzw. Fördermaßnahmen.<br />
Zusammenfassend sei für die weiteren Ausführungen darauf hingewiesen, daß der<br />
Begriff „Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)“ auf alle Kinder angewendet wird, die<br />
Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m Erlernen des Lesens und des (Recht-) Schreibens haben.<br />
Demgegenüber werden nur die Kinder als Legastheniker bezeich<strong>net</strong>, die eine intelli-<br />
genzdiskrepante Lese-Rechtschreibschwäche aufweisen. Folglich wird der Begriff der<br />
„Legasthenie“ oder der „umschriebenen Lese-Rechtschreibschwäche“ nur auf die<br />
Gruppe von Kindern angewendet, die <strong>bei</strong> normaler oder überdurchschnittlicher<br />
Intelligenz die Symptome einer LRS zeigen. Diese Unterscheidung 5 erscheint not-<br />
wendig, damit Forschungsergebnisse, die im weiteren Verlauf dargestellt werden,<br />
richtig verstanden werden, in dem Sinne, daß deutlich wird, für welche Gruppe von<br />
lese-rechtschreibschwachen Kindern ihre Aussagen Gültigkeit haben.<br />
5 Leider wird diese Unterscheidung von einigen Autoren nicht immer exakt vorgenommen, so<br />
benutzen sie den Begriff der LRS und der Legasthenie synonym. Bei der Darstellung ihrer<br />
Aussagen bzw. Studien im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t werden die Begriffe in der hier aufgezeigten<br />
Differenzierung angewendet, d.h. es wird, wenn nötig, eine „Übersetzung“ vorgenommen.<br />
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