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Michael Evers - bei föpäd.net

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Lese-Rechtschreibschwäche 15<br />

Für eine ge<strong>net</strong>ische Vorbelastung bzw. für eine ge<strong>net</strong>ische Komponente spricht die<br />

familiäre Häufung von Lese-Rechtschreibschwäche. ROSENKÖTTER (1997) spricht von<br />

60% aller Kinder mit LRS, <strong>bei</strong> denen mindestens ein naher Verwandter eine Schreib-<br />

leseschwäche aufweist. Ein weiterer Hinweis sind die Konkordanzwerte aus der<br />

Zwillingsforschung. So fand <strong>bei</strong>spielsweise HERMANN <strong>bei</strong> 11 Eineiigen-Zwillingspaaren<br />

eine Konkordanz von 100% <strong>bei</strong> Zweieiigen-Zwillingspaaren lag sie <strong>bei</strong> 33% (vgl.<br />

WARNKE 1990, S. 10). Für eine ge<strong>net</strong>ische Disposition spricht ferner, daß Jungen<br />

sechs- bis achtmal häufiger betroffen sind als Mädchen (vgl. ROSENKÖTTER, S. 14).<br />

1983 fanden SMITH u.a. Anhaltspunkte für ein legastheniespezifisches Gen auf<br />

Chromosom 15 (vgl. WARNKE 1990, S. 10). Daneben wird auch eine Verbindung zum<br />

Chromosom 6 vermutet (vgl. [3] 6 ). Ferner scheint eine Abweichung in der Anzahl der<br />

Chromosomen, speziell der Geschlechtschromosomen, ein erhöhtes Risiko für die<br />

Entstehung einer LRS darzustellen, was besonders für Jungen mit XXY-Chromoso-<br />

mensatz zutrifft (vgl. KLICPERA/GASTEIGER-KLICPERA 1995, S. 283). In diesem<br />

Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß <strong>bei</strong> lese-rechtschreibschwachen Kindern<br />

überproportional häufig allergische Erkrankungen und Erkrankungen des Immun-<br />

systems zu finden sind 7 . GALABURDA sieht darin einen Hinweis auf einen immunolo-<br />

gischen Teilmechanismus in der Genese der Lese-Rechtschreibschwäche. Bisher<br />

konnte dafür aber noch kein Genlokus auf den Chromosomen von Legasthenikern<br />

determiniert werden. Daher wird zur Zeit eher von einer hormonellen oder stoffwech-<br />

selbedingten intrauterinen Entstehung ausgegangen (vgl. ROSENKÖTTER 1997, S. 11).<br />

Für die Annahme einer minimalen cerebralen Dysfunktion (MCD) 8 als Ursache für<br />

Lese-Rechtschreibschwäche spricht die häufige Verknüpfung von LRS mit anderen<br />

cerebralen Dysfunktionen (vgl. WARNKE 1990, S. 11).<br />

RUTTER und YULE kamen zu dem Ergebnis, daß minderbegabte, lernschwache Kinder<br />

mit einer LRS deutlich mehr neuropsychologische Auffälligkeiten aufweisen als Kinder<br />

mit intelligenzdiskrepanter spezifischer Lese- und Rechtschreibschwäche (vgl. WARNKE<br />

1990, S 11). DENCKLA schlug deshalb vor, folgende zwei Formen zu unterscheiden<br />

(ebd.):<br />

f) „Dyslexia plus“, Lese-Rechtschreibschwäche mit Zusatzsymptomen (wie z.B.<br />

Hyperki<strong>net</strong>ik und andere neurologische Symptomen), und<br />

g) „Dyslexia pure“, Lese-Rechtschreibschwäche ohne Zusatzsymptome.<br />

6 Diese Form des Quellenverweises ist für alle Inter<strong>net</strong>-Quellen gewählt worden. Diese sind unter<br />

entsprechender Nummer am Ende des Literaturverzeichnisses zu finden.<br />

7 Lese-Rechtschreibschwache Kinder fallen auch wegen häufiger Schulversäumnisse auf, die nicht<br />

selten krankheitsbedingt sind (vgl. ANGERMAIER 1982, S. 209).<br />

8 Das Konzept der MCD ist durch das der Teilleistungsschwäche abgelöst (vgl. Kapitel 1.4.4)<br />

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