Michael Evers - bei föpäd.net
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Das Meares-Irlen-Syndrom 49<br />
weiter lesen zu können, blinzeln, ihre Augen zusammenkneifen oder auch weit auf-<br />
reißen, den Kopf seitwärts drehen, ein Auge schließen oder den Abstand zwischen<br />
Auge und zu lesendem Text ständig verändern.<br />
Ein Betroffener beschrieb diesen Zusammenhang wie folgt:<br />
„Wenn ich einen Abschnitt gelesen habe, verschwinden die Wörter allmählich.<br />
Ich blinzele, und dann ist es eine Zeitlang wieder in Ordnung. Dann<br />
verschwinden die Wörter wieder. Zuerst werde ich müde, aber wenn ich<br />
versuche weiter zu lesen, bekomme ich Kopfschmerzen“ (IRLEN 1997, S.<br />
72).<br />
Aus den vorangegangenen Ausführungen zum Syndrom und speziell aus dem letzten<br />
Zitat eines Betroffenen, läßt sich bereits entnehmen, daß die Schwierigkeiten, die ein<br />
Mensch mit Meares-Irlen-Syndrom hat, <strong>bei</strong>m Lesen zunehmen. Das ist ein Phänomen,<br />
daß immer wieder <strong>bei</strong> Sehproblemen jeglicher Art beobachtet werden kann. Ist es dem<br />
Leser zu Beginn noch möglich seine Probleme zu kompensieren, so verschlechtert<br />
sich sein Sehen mit zunehmender Lesedauer zusehends.<br />
5.4 Auswirkungen auf das Lesen (vgl. IRLEN 1997, S. 85ff)<br />
Zu Beginn der weiteren Überlegungen sei zunächst darauf hingewiesen, daß das<br />
Meares-Irlen-Syndrom nicht zwangsweise zu Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m Lesen führen muß.<br />
Es gibt auch Menschen, die eigentlich als normale oder gute Leser beschrieben<br />
werden können und die das Meares-Irlen-Syndrom haben. Bei ihnen wirkt sich das<br />
Syndrom vielleicht nur in einem herabgesetzten Lesetempo aus. Eventuell haben sie<br />
auch Schwierigkeiten den gelesenen Text gleich <strong>bei</strong>m erstenmal zu verstehen und<br />
müssen daher jeden Text zweimal lesen.<br />
Aus den vorangegangenen Überlegungen sollte bereits deutlich geworden sein, daß<br />
Menschen mit Meares-Irlen-Syndrom schon <strong>bei</strong>m schnellen zuverlässigen Erkennen<br />
von Buchstaben und Wörtern Schwierigkeiten haben. Dadurch sind sie gezwungen auf<br />
eine andere Art zu lesen als Menschen ohne Meares-Irlen-Syndrom. Im Extremfall<br />
müssen sie unter großer Mühe jeden Buchstaben einzeln identifizieren und dann zu<br />
einem Wort zusammensetzten. Schließlich müssen sie das Gelesene ein zweites Mal<br />
lesen, um sicher zu gehen, daß sie den Inhalt auch richtig verstanden haben. Die<br />
große Mühe und Energie, die ihnen das Lesen abverlangt, macht es einleuchtend,<br />
warum diese Menschen häufiger Pausen <strong>bei</strong>m Lesen machen müssen.<br />
Ihre Probleme können sie auch nicht durch zusätzliche oder vermehrte Übung lindern.<br />
Ein verstärktes Lesetraining mit dem Ziel mehr Wörter als Ganzheit zu speichern, um<br />
so das Wiedererkennen zu erleichtern, ist <strong>bei</strong> Menschen mit Meares-Irlen-Syndrom<br />
nicht erfolgversprechend. Durch Ihre Sehprobleme kann ein und dasselbe Wort auf<br />
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