Michael Evers - bei föpäd.net
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Lese-Rechtschreibschwäche 21<br />
der Blickkontrolle auf, die sich in Schwierigkeiten <strong>bei</strong> der Blicksteuerung bzw. der<br />
Fixation und teilweise <strong>bei</strong> der visuellen Aufmerksamkeit äußern. Als Ursache<br />
werden kleinste zentral-nervöse Fehlfunktionen vermutet. Da aber auch einige<br />
„normale“ Leser diese Auffälligkeiten zeigten, wird die Frage aufgeworfen, inwie-<br />
weit hier eine Ursache oder nur ein begünstigender Faktor für die Entstehung einer<br />
LRS gefunden wurde (vgl. [3]; SCHROTH 1997b, S. 10). Ähnliche Auffälligkeiten in<br />
den Blickbewegungen von legasthenen Kindern <strong>bei</strong>m Betrachten eines Textes<br />
haben auch RABETGE und KRAUS-MACKIW (1982) beschrieben.<br />
In den bereits erwähnten Studien von GALABURDA zeigte sich ferner eine anato-<br />
mische Veränderung der visuellen Nervenbahnen im Bereich des seitlichen<br />
Kniehöckers (vgl. Kapitel 7).<br />
(10) Dysfunktionen in der visuellen Verar<strong>bei</strong>tung<br />
Ein generelles Defizit <strong>bei</strong> der Verar<strong>bei</strong>tung von visuellen Informationen konnte<br />
WARNKE (1990) zwar nicht beobachten. Bekamen die visuellen Informationen<br />
buchstabenähnlichen Charakter und/oder wurden verbale Lösungsstrategien<br />
möglich, zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen der Gruppe der<br />
Legastheniker und der Vergleichsgruppe. Ferner zeigen die Ergebnisse seiner<br />
hirnelektrischen Untersuchungen, daß <strong>bei</strong> legasthenen Personen visuell provo-<br />
zierte Erregungsvorgänge linkshemisphärisch verzögert sind. Darüber hinaus<br />
stützen seine Befunde die Vermutung, daß die visuelle Informationsaufnahme <strong>bei</strong><br />
Legasthenikern dysfunktionell ist.<br />
1.4.4 Teilleistungsschwäche<br />
In der heutigen Diskussion um die Verursachung der Lese-Rechtschreibschwäche hat<br />
sich das Konzept der Teilleistungsschwäche bzw. -störung bereits weitgehend<br />
etabliert, auf das hier nur kurz eingegangen werden soll.<br />
Die Grundlage erfährt dieses Modell durch das Konzept der MCD. In den letzten<br />
Jahren ist aber gerade das MCD-Konzept durch seine unpräzise Definition und die<br />
unkontrollierte Anwendung, speziell in den 70er und Anfang der 80er Jahre, stark in die<br />
Kritik geraten und schließlich durch das Konzept der Teilleistungsstörungen ersetzt<br />
worden. Vor allem war auch die Vorstellung nicht mehr haltbar, daß die MCD (die Teil-<br />
leistungsstörung) durch eine Geburtsschädigung bzw. durch Sauerstoffmangel <strong>bei</strong> der<br />
Geburt verursacht sei (vgl. KLICPERA/GASTEIGER-KLICPERA 1995, S. 283ff; ROSEN-<br />
KÖTTER 1997, S. 65ff).<br />
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