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Die Wirkungsweise der Irlen-Methode bzw. der Farbfilter 74 bindung zu den phasischen Kanälen haben, so ist damit zu rechnen, daß Lesegestörte auch Defizite der Wahrnehmungsfunktionen aufweisen, die von der Aktivität in diesen Gebieten abhängen. In diesem Zusammenhang ist an die Untersuchungsergebnisse von BRANNAN und WILLIAMS sowie von FISCHER und WEBER zu denken, die nach- weisen, daß Lesegestörte in der Gliederung der räumlichen Aufmerksamkeit Unter- schiede gegenüber Kontrollpersonen aufweisen. STEIN u.a. konnten ferner zeigen, daß Lesegestörte an einer Aufmerksamkeitsstörung des linken Sehfeldes leiden. ADLER- GRINBERG und STARK berichten überdies von abnormalen Augenfolgebewegungen bei leseschwachen Personen (vgl. BREITMEYER 1992, S. 51). 7.6 Zusammenfassung und Bewertung Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß beim Lesen zwei visuelle Kanäle zeitlich exakt zusammenarbeiten müssen, damit es zu keinen Überschneidungen von visuellen Informationen kommt. Ferner wurde gezeigt, daß ein Defizit in den phasischen Kanälen Lesestörungen hervorruft. Aufgrund von psychophysischen und anatomischen Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, daß bei einem Teil von Menschen mit LRS ein Defizit in diesen Kanälen besteht. Die dabei gemachten Überlegungen zu Veränderungen in der subjektiven visuellen Wahrnehmung Betrof- fener legen den Schluß nahe, daß die Symptome des Meares-Irlen-Syndroms möglicherweise die Folge einer Störung bzw. eines Defizits in den magnozellulären Schichten des seitlichen Kniehöckers, also in den phasischen Kanälen sind. Des weiteren konnte nachgewiesen werden, welche Wirkung ein farbiger Hintergrund beim Lesen hat. So mindern langwellige Farben (rot) die Aktivität der phasischen Kanäle, wodurch das Lesetempo und das Leseverständnis herabgesetzt wurden. Bei kurzwelligen Farben (blau) wurde hingegen die Aktivität der phasischen Kanäle gestei- gert, was zu einer Steigerung der Leseleistungen führte. Die von IRLEN verwendeten Farbfolien bzw. farbigen Brillengläser wirken also offensichtlich auf die Aktivität der phasischen Kanäle. Die Irlen-Methode stellt damit eine mögliche Behandlung für ein Defizit im Zusammenspiel der tonischen und phasischen Kanäle dar, d.h. sie nimmt direkt Einfluß auf Teilprozesse der visuellen Sensorik. www.foepaed.net
Empirische Studien zur Irlen-Methode 75 8. Empirische Studien zur Irlen-Methode In diesem Kapitel soll anhand von Ergebnissen einiger ausgewählter empirischer Studien der Erfolg der Irlen-Methode näher betrachtet werden. Zunächst ist die Studie von WILKINS (1994) zu nennen, der einen möglichen Placebo- Effekt von farbigen Brillengläsern überprüfen wollte. An seiner Doppelblind-Studie 47 nahmen anfangs 68 Kinder 48 teil, von denen jedoch 16 die Studie nicht beendeten. Dabei wurden nur Kinder in die Studie aufgenommen, die zuvor über einen Zeitraum von drei Wochen farbige Folien konsequent und mit Erfolg benutzt hatten. Ferner wurde durch eine augenärztliche bzw. augenoptische Voruntersuchung sichergestellt, daß keine Störung des beidäugigen Sehens vorlag. Ausgeschlossen wurden auch die Kinder, bei denen die Brillenkorrektion nicht mehr korrekt war oder sich in den letzten zwei Monaten geändert hatte. Von 45 Kindern lag zudem das Testergebnis eines stan- dardisierten Lesetests vor, des „Neale Analysis of Reading“ (Revised British Edition) 49 . Zu Beginn der Studie wurde mit Hilfe des Colorimeters die für jedes Kind individuell optimale Farbe für die Brillengläser ermittelt (Versuchsgläser). Die Wahl der Kontroll- gläser (Placebo) erfolgte unter dem Gesichtspunkt, daß die Farbe nur soweit verändert wurde, daß sie gerade nicht mehr in dem als optimal empfundenen Farbbereich lag, d.h. sie wichen nur geringfügig von den Versuchsgläsern ab. Den teilnehmenden Kindern wurde lediglich gesagt, daß zwei Gläserpaare zu vergleichen sind. Sie bekamen nun per Zufall ein Gläserpaar für einen Zeitraum von einem Monat zum Testen, wobei sie aber nicht wußten, ob es sich dabei um die Versuchs- oder die Kontrollgläser handelte. In der dritten Woche wurde ihre Leseleistung mit der ersten Parallelform des genannten Tests überprüft. Nach dieser ersten Phase der Untersuchung schloß sich eine zweiwöchige Unter- brechung an, in der die Kinder keine Farbfilter verwendeten. Danach bekamen die Kinder, wieder für einen Zeitraum von einem Monat, das jeweils andere Paar Gläser. Auch diesmal wurde während der dritten Woche die Leseleistung überprüft, diesmal mit der zweiten Form des „Neale Analysis of Reading“. Während der gesamten Untersuchung hatten die Kinder den Auftrag, ein Tagebuch zu führen, in das sie eintrugen, wann sie die farbigen Brillengläser trugen und an welchen 47 Es wird hier von einer Doppelblind-Studie gesprochen, da weder die Probanden (Kinder) selbst noch die Untersucher/Tester wußten, ob das Kind gerade die individuell passenden farbigen Brillengläser trug oder ob es sich dabei um „Placebo-Gläser“ handelte. 48 Es nahmen 42 Jungen und 26 Mädchen teil, die zwischen 9;9 Jahren und 15;5 Jahren (durch- schnittlich 12;2 Jahren) alt waren. 49 Dieser Test enthält zwei Parallelformen. www.foepaed.net
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