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Michael Evers - bei föpäd.net

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Die Wirkungsweise der Irlen-Methode bzw. der Farbfilter 71<br />

Informationen. Damit diese Überlagerungen verhindert werden, setzt sofort nach jeder<br />

Sakkade die Aktivität der phasischen Kanäle ein (c). Diese Kanäle reagieren bevorzugt<br />

auf schnelle Bildverschiebungen im Auge, z.B. durch eine Sakkade. Zudem wirken sie<br />

hemmend auf die tonischen Kanäle, d.h. durch ihre Aktivierung wird der Informations-<br />

fluß in den tonischen Kanälen unterbrochen und gelöscht. Das Resultat eines genauen<br />

Zusammenspiels dieser <strong>bei</strong>den Kanäle ist also eine Reihe von zeitlich getrennten<br />

Einzelbildern tonischer Aktivität (d). Da<strong>bei</strong> enthält jedes Einzelbild nur die Muster-<br />

informationen (Buchstaben) der entsprechenden Fixation (vgl. BREITMEYER 1992, S.<br />

46ff; SCHROTH 1997b, S. 11f).<br />

7.3 Ein Defizit der phasischen Kanäle als Ursache von Lesestörungen<br />

Aus den vorangegangenen Überlegungen wird deutlich, daß eine Abnormalität einer<br />

der <strong>bei</strong>den Bahnen die Grundlage für visuelle Störungen <strong>bei</strong>m Lesen sein könnte. Psy-<br />

chophysische Untersuchungen 44 weisen darauf hin, daß <strong>bei</strong> ungefähr 70% aller Fälle<br />

von Lesestörungen ein Defizit der phasischen Kanäle besteht. Diese Untersuchungen,<br />

die unter anderem von LOVGROVE u.a. zusammengefaßt wurden, leisten nicht nur<br />

einen wichtigen empirischen Beitrag, sondern stellen auch frühere und gegenwärtige<br />

Auffassungen in Frage, wie z.B. die von BENTON oder VELLUTINO, die behaupten, daß<br />

Lesestörungen nicht durch visuelle Abnormalitäten entstehen (vgl. BREITMEYER 1992,<br />

S. 48).<br />

Ein Defizit in den phasischen Kanälen kann aus mehreren Gründen für die Entstehung<br />

einer Lesestörung bedeutsam sein. Zuallererst könnte ein solches Defizit zu einer<br />

mangelhaften sakkadischen Suppression 45 führen. In Verbindung mit der obigen<br />

schematischen Darstellung wird die Folge dieser Störung deutlich. Bei aufeinander-<br />

folgenden Fixationen käme es (zumindest teilweise) zu einer zeitlichen Überlagerung<br />

von Einzelbildern der tonischen Aktivität. Für das Lesen läge mit diesem Zustand also<br />

eine offensichtlich visuell begründete Beeinträchtigung vor.<br />

44 In den Untersuchungen wurden verschiedene visuelle Leistungen getestet, die in einem direkten<br />

Zusammenhang mit den phasischen und tonischen Kanälen stehen, wie z.B. die Beurteilung<br />

zeitlicher Reihenfolgen von kurzzeitig dargebotenen visuellen Stimuli oder das Erkennen von<br />

Flimmern und Kontrast (vgl. BREITMEYER 1992, S. 48; SCHROTH 1997a, S. 54).<br />

45 Unter Suppression ist hier Hemmung zu verstehen. Eine Defizit in den phasischen Kanälen<br />

würde also zur Folge haben, daß die in Teil c der Abbildung 18 dargestellte Hemmung, Unterbrechung<br />

bzw. Löschung der tonischen Aktivität nicht mehr regelgerecht funktionieren würde.<br />

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