Michael Evers - bei föpäd.net
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Die Irlen-Methode 55<br />
Insgesamt ließen sich folgende Gemeinsamkeiten <strong>bei</strong> ca. der Hälfte der Betroffenen<br />
feststellen (vgl. SCHROTH 1995a, S. 8):<br />
– Probleme <strong>bei</strong>m Lesen, die mit der Lesedauer zunehmen;<br />
– schnelle Ermüdung;<br />
– schlechtes Konzentrationsvermögen;<br />
– schlechtes Leseverständnis;<br />
– Schrift erscheint unruhig;<br />
– Buchstaben verblassen, tanzen.<br />
Aufgrund dieser Beschreibungen lag die Vermutung nahe, daß eine visuelle Störung<br />
<strong>bei</strong> diesen Menschen vorlag. Eine neuerliche Untersuchung der Betroffenen durch<br />
Opthalmologen (Augenärzte), Optometristen 32 , Neurologen, Lesespezialisten und<br />
Psychologen ergab aber keine Hinweise auf eine mögliche Therapie, die <strong>bei</strong> diesen<br />
Störungen angesetzt hätte. D.h. eine Besserung bezüglich der Leichtigkeit bzw.<br />
Effizienz, mit der jemand las, konnte mit den vorgeschlagenen Therapieansätzen nicht<br />
erbracht werden. H. IRLEN zog deshalb die Schlußfolgerung, daß sie es mit einem<br />
Syndrom zu tun hatte, daß bis dahin noch nicht von der Fachwelt erkannt worden war.<br />
Im Verlauf von sechs Monaten wandte sie nun erfolglos eine Reihe von verschiedenen<br />
Techniken an, um den Betroffenen zu helfen. Erst durch einen Zufall wurde während<br />
einer Unterrichtsstunde die Wirkung von Farbfolien auf die Schriftwahrnehmung<br />
entdeckt. Eine Studentin hatte eine durchsichtige rote Plastikfolie, die sie in einem<br />
früheren Sehtraining verwendet hatte. Eine andere Studentin legte die rote Folie auf<br />
eine Seite und war erstaunt, daß sie plötzlich die Buchstaben ihres Textes erkennen<br />
konnte, ohne daß diese auf und ab tanzten. Diese Verbesserung trat aber nicht <strong>bei</strong><br />
allen Betroffenen auf, d.h. alle anderen sahen den Text durch die rote Folie immer<br />
noch genauso wie ohne.<br />
Diese Entdeckung veranlaßte Frau IRLEN, sich viele verschiedene Farbfolien zu<br />
beschaffen, wie sie für Bühnenscheinwerfer benutzt werden. In der folgenden Zeit bat<br />
sie die Personen, die über Wahrnehmungsverzerrungen als Grund ihrer Leseprobleme<br />
berichtet hatten, die verschiedenen Farbfolien auszuprobieren. Insgesamt testeten 107<br />
Personen die farbigen Folien. Das Ergebnis war erstaunlich: für 81 erwiesen sich die<br />
Folien als hilfreich. Da<strong>bei</strong> zeigte sich, daß es für jede Person bestimmte Farben gab,<br />
die die Wahrnehmung einer gedruckten Seite erleichterten und solche, die sie beein-<br />
32 Ein Optometrist ist ein Fachmann für Optometrie, in der Regel sind das Augenoptiker. Im<br />
Vergleich zu deutschen Optometristen (Augenoptiker) verfügen Optometristen außerhalb des<br />
deutschen Sprachraumes häufig über größere Kenntnisse auf dem Gebiet der Pathologie und<br />
Pharmakologie. Bei pathologischen Ursachen von Sehproblemen verweist er jedoch immer an<br />
den Opthalmologen (Augenarzt).<br />
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