Die Irlen-Methode 66 6.4 Die Rolle der Eltern Im Gegensatz zu anderen Methoden legt Frau IRLEN sehr viel Wert darauf, daß die Eltern während der ganz Sitzung anwesend sind. Ihrer Meinung nach gibt es eine Reihe guter Gründe, weshalb ein oder besser <strong>bei</strong>de Elternteile am Screening teil- nehmen sollten (vgl. IRLEN 1997, S. 176f). Erstens kann es für die Eltern sehr informativ sein. Da Erfahrungen vermuten lassen, daß das Meares-Irlen-Syndrom eventuell vererbbar 40 ist, können weitere Personen in der Familie davon betroffenen sein. Wenn die Eltern nun während des Screenings mehr über die Symptome erfahren und sich der Art der gestellten Fragen bewußt wer- den, können sie vielleicht Anzeichen für das Vorhandensein des Syndroms auch <strong>bei</strong> anderen Familienmitgliedern eher erkennen und entsprechende Fachleute empfehlen. Zweitens lassen die Screener 41 die Eltern meist einige Aufgaben aus dem zweiten Teil selber ausprobieren. Erfahrungen zeigen, daß es nicht ungewöhnlich ist, auch <strong>bei</strong> min- destens einem Elternteil Anzeichen für das Meares-Irlen-Syndrom zu finden. In solchen Fällen erkennen die Eltern oft zum erstenmal, wie eine geschriebene Seite wirklich aussieht, wie sie ohne Schwierigkeiten gelesen werden kann. Dadurch daß sie selbst den Unterschied erfahren, können sie sich von der Wirksamkeit der Methode überzeugen. Sie merken vielleicht, daß auch ihnen die Lesefolien helfen könnten. Außerdem bekommen die Eltern ein besseres Verständnis von den Schwierigkeiten ihres Kindes und schenken seinen Aussagen mehr Glauben, wenn sie Zeuge des Behandlungsprozesses sind. Darüber hinaus fühlen sich die Kinder sicherer, unterstützt und sogar ermutigt, wenn auch die Eltern versuchen, einige Aufgaben zu lösen. Zeigen die Eltern da<strong>bei</strong> ähnliche Schwierigkeiten, fühlt sich das Kind erfahrungsgemäß nicht mehr allein als Opfer. Vielmehr haben Eltern und Kind jetzt etwas Gemeinsames und können sich darüber verständigen. Weil das Kind zudem merkt, daß es gar nicht so anders ist, kann es die Situation leichter ertragen. Zu guter Letzt ist IRLEN davon überzeugt, daß Eltern, die selbst Probleme haben, besser verstehen, was ihr Kind durchmacht. Das hilft ihnen, ihr Kind zu unterstützen und zu ermutigen, die farbigen Folien oder auch die farbigen Brillengläser zu benutzen. 40 Die familiäre Häufung des Meares-Irlen-Syndroms haben ROBINSON, FOREMAN und DEAR (1996) untersucht. Bei den von ihnen untersuchten 751 Kindern mit Meares-Irlen-Syndrom wurden in 84% der Fälle (628 Kinder) <strong>bei</strong> mindestens einem Elternteil ebenfalls Symptome des Meares- Irlen-Syndroms gefunden. 41 Da für das Diagnoseverfahren der Begriff „Screening“ verwendet wurde, wird der Diagnostiker (Tester) entsprechend als „Screener“ bezeich<strong>net</strong>. www.foepaed.<strong>net</strong>
Die Irlen-Methode 67 SCHROTH weist aber explizit darauf hin, daß man Eltern in jedem Fall nahebringen sollte, ihre Kinder nicht zur Nutzung der Lesefolien zu zwingen. Seine Erfahrungen haben gezeigt, daß die Farbfilter freiwillig benutzt werden, wenn sie wirklich eine Besserung bringen (vgl. SCHROT 1995a, S. 13). www.foepaed.<strong>net</strong>