Michael Evers - bei föpäd.net
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Abschließende Diskussion 89<br />
Auf jeden Fall erscheint es sinnvoll, auch im deutschen Sprachraum der Einfluß der<br />
Korrektion von Sehstörungen auf die LRS zu erforschen, wo<strong>bei</strong> die Beteiligung von<br />
Vertretern aller davon berührten Fachdisziplinen wünschenswert wäre. Es sollte sich<br />
da<strong>bei</strong> jedoch nicht nur auf die isolierte Betrachtung der Methoden konzentriert werden.<br />
Mögliche Zusammenhänge zwischen der Winkelfehlsichtigkeit und dem Meares-Irlen-<br />
Syndrom sollten in Betracht gezogen werden, so gibt es erste positive Erfahrungen aus<br />
Holland, <strong>bei</strong> denen zur Prismenkorrektion die optimale Farbe verord<strong>net</strong> wurde (vgl.<br />
SCHROTH 1997, S. 12). Erfahrungen von SCHROTH 54 zeigen, daß vor der Brillenan-<br />
passung durch eine Farbfolie das Lesen verbessert werden kann. Nach der Brillen-<br />
korrektion, oft mit einer Prismenbrille, ist eine Verbesserung durch Farbe nicht mehr<br />
erkennbar. Diese zwei scheinbar widersprüchlichen Beobachtungen legen nahe, daß<br />
<strong>bei</strong>de Methoden gleichwertig sind und/oder sich ergänzen können.<br />
Darüber hinaus sollte über Möglichkeiten nachgedacht werden, wie die Symptome der<br />
betroffenen Kinder eventuell durch eine Umgestaltung der schulischen Lernsituation<br />
gelindert werden können. So könnte z.B. der Einfluß der Beleuchtung im Klassenraum<br />
überprüft werden. Die üblichen Leuchtstoffröhren geben genau das häufig als unan-<br />
genehm empfundene fluoreszierende Licht ab. Weitere Maßnahmen, deren Erfolg zu<br />
überprüfen wäre, sind z.B. der Verzicht von Hochglanzpapier in Schulbüchern, die Ver-<br />
wendung verschiedenfarbiger Kopierpapiere oder die Wahl der Schriftart und -größe<br />
von Textvorlagen.<br />
Zuletzt sollte die neuropsychologische und neuroanatomische Forschung nicht ver-<br />
gessen werden. Sie steckt in diesem speziellen Bereich noch am Anfang ihrer<br />
Entwicklung, hat aber bereits erwähnenswerte Ergebnisse und Zusammenhänge<br />
aufgezeigt. Es sind jedoch weitere wichtige Bereiche offen, zu denen sie sicherlich<br />
entscheidende Beiträge liefern kann. So stellt sich aus dem Wissen um die <strong>bei</strong>den<br />
Kanäle in der visuellen Nervenbahn z.B. die Frage, ob es äquivalente Subsysteme in<br />
der auditiven Sensorik gibt, mit denen eventuell die häufig beobachteten auditiven<br />
und/oder phonologischen Diskriminierungsschwächen erklärt werden können. Denkbar<br />
wäre, daß der seitliche Kniehöcker auch eine entscheidende Rolle in der auditiven<br />
Sensorik spielt, da sich an dieser Stelle Sehbahn und Hörbahn kreuzen und <strong>bei</strong>de<br />
Nervenbahnen verschaltet werden. Wodurch wiederum ein gemeinsames Auftreten<br />
von auditiven und visuellen Problemen erklärbar werden könnte. Ferner sollte den<br />
Überlegungen weiter nachgegangen werden, die bereits in Kapitel 7.5 angedeutet<br />
wurden und die davon ausgehen, daß es Analoges zu den zwei sensorischen Kanälen<br />
auch auf höheren zentral-nervösen Ebenen geben könnte.<br />
54 Persönliche, schriftliche Mitteilung vom 23. Februar 1999.<br />
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