Michael Evers - bei föpäd.net
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Das Meares-Irlen-Syndrom 51<br />
ein Betroffener genau weiß, daß er nach eventuell fünfminütigem Lesen Kopfschmer-<br />
zen bekommt, dann wird er nicht freiwillig so lange lesen.<br />
Erleichterung verschaffen sich diese Menschen meist selbst, indem sie häufiger<br />
Pausen machen als normale Leser. Dafür kann es einigen schon genügen kurz von der<br />
Seite aufzuschauen. Andere benötigen hingegen längere Pausen, sie müssen auf-<br />
stehen und eine Zeitlang umhergehen, bevor sie weiter lesen können. Bei stark<br />
betroffenen Menschen läßt sich beobachten, daß mit zunehmender Lesedauer zum<br />
einen die Pausen immer länger werden und daß zum anderen die Zeitspanne des<br />
Lesens zwischen den Pausen immer kürzer wird. Wenn sich Kinder diese Pausen auch<br />
in der Schule verschaffen, d.h. z.B. aus dem Fenster schauen oder mit ihrem Tisch-<br />
nachbarn reden, dann werden sie oft fälschlicherweise als unaufmerksam, leicht<br />
ablenkbar und/oder unmotiviert beschrieben.<br />
Einflüsse der Umwelt und des Lesematerials (vgl. IRLEN 1997, S. 100ff)<br />
Die mit dem Meares-Irlen-Syndrom verbundenen Symptome können durch gewisse<br />
Umweltfaktoren noch verstärkt werden. Beispielsweise kann die Intensität und Art der<br />
Beleuchtung das Auftreten der Symptomatik beschleunigen. Als am schlimmsten in<br />
diesem Sinne wird von den meisten Betroffenen fluoreszierendes Licht empfunden.<br />
Also das Licht, was üblicherweise in jedem Klassenzimmer als Beleuchtung zu finden<br />
ist.<br />
Aber auch das Lesematerial kann sich auf die Symptome negativ auswirken. So<br />
können sich z.B. vom Meares-Irlen-Syndrom betroffene Menschen von modernen<br />
weißen Wandtafeln oder von weißem Hochglanzpapier geblendet fühlen. So sind die<br />
meisten Lehrbücher oder Zeitschriften schwieriger zu lesen als Taschenbücher, die<br />
meist auf ungebleichtem, nicht glänzendem Papier gedruckt sind. Ferner spielen die<br />
Anzahl der Wörter pro Seite, der Schrifttyp und die Buchstabengröße (der Schriftgrad)<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Manche Schüler haben bereits selbst herausgefunden, wie sie den Kontrast der Seite<br />
verringern können. Sie markieren eventuell den gesamten zu lesenden Text, wodurch<br />
der gesamte Hintergrund farbig wird. Andere verwenden ein sogenanntes Lese-<br />
fenster 31 oder falten das zu lesende Blatt, um die Menge des sichtbaren Textes zu ver-<br />
ringern.<br />
31 Ein Lesefenster ist ein kartonstarkes Papier (z.B. im Format DIN A 6), in das ein Fenster von 4<br />
cm Länge und einer dem Zeilenabstand ensprechenden Höhe geschnitten wird. Dieses wird <strong>bei</strong>m<br />
Lesen auf den Text gelegt, so daß immer nur der gerade zu lesende Abschnitt im Fenster zu<br />
sehen ist.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong>