Michael Evers - bei föpäd.net
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Die Irlen-Methode 56<br />
trächtigten. Für jeden Probanden gab es eine Farbe, die am besten wirkte. Nachdem<br />
für alle die optimale Farbe herausgefunden war und sie mit dieser eine Zeit lang<br />
experimentiert hatten, berichteten die Probanden, daß sie nun besser und länger lesen<br />
konnten. Das Lesen mit der farbigen Folie strengte sie also nicht mehr so sehr an, wie<br />
ohne. Der gleiche Test wurde auch mit guten Lesern durchgeführt, der Effekt blieb<br />
jedoch aus. Im Anschluß daran wurde er mit Kindern durchgeführt, die Leseprobleme<br />
hatten. Und auch hier reagierte ein Teil positiv auf die Farbfolien.<br />
Es zeigte sich bald ein Problem der Folien. Mit ihrer Hilfe konnten zwar zum Teil dra-<br />
stische Verbesserungen der Leseleistungen erreicht werden, aber <strong>bei</strong> der Benutzung<br />
derselben Folien z.B. in Klassenar<strong>bei</strong>ten entstanden Nachteile durch deren Hand-<br />
habung. Das Wegnehmen der Folie <strong>bei</strong>m Wechsel von Lesen zu Schreiben auf dem<br />
gleichen Blatt erwies sich als zu umständlich.<br />
Folgerichtig wurde der nächste Schritt gemacht und die Farbe der Overlays (Folien) auf<br />
Brillengläser übertragen. Dieser Schritt war jedoch nicht sofort erfolgreich. Um die<br />
gleiche Verbesserung der Leseleistung zu erreichen, war ein differenzierteres System<br />
von Farbtönen in unterschiedlichen Sättigungsgraden erforderlich. In Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit einem Hersteller für optische Brillengläser wurden eine Reihe von farbigen Gläsern<br />
entwickelt, die den Anforderungen entsprachen. Zuletzt stellte sich heraus, daß die<br />
Betroffenen mit den farbigen Brillengläsern genauso gute oder sogar bessere Ergeb-<br />
nisse erreichten. Insgesamt waren die Anwendungsmöglichkeiten der Brillengläser<br />
vielseitiger als die der Folien. Die Studenten konnten nun direkt auf der Buchseite<br />
ar<strong>bei</strong>ten, Tests schreiben, die Wandtafel lesen, am Computer ar<strong>bei</strong>ten und länger <strong>bei</strong><br />
fluoreszierendem Licht lesen.<br />
Bei der Verbreitung der Methode spielte erneut der Zufall eine Rolle. Ein australischer<br />
Journalist wurde 1985 auf die Farbfilter aufmerksam. Er reiste daraufhin in die USA,<br />
um seine Tochter testen zu lassen. Der Erfolg begeisterte ihn so sehr, daß er einen<br />
Fernsehbericht produzierte, der noch im gleichen Jahr in Australien gesendet wurde.<br />
Die Sendung führte zu einer Welle von Nachfragen Betroffener und von Fachleuten<br />
und war schließlich Anlaß für die Gründung der ersten Irlen-Klinik in Sydney.<br />
6.2 Die Anwendung der Irlen-Methode<br />
Am Anfang jeder Behandlungs- und Fördermethode steht in der Regel eine genaue<br />
Diagnose der vorliegenden Probleme, so auch in diesem Fall. Mit Hilfe des soge-<br />
nannten Screenings soll festgestellt werden, ob das Lesen bzw. das Lernen tatsächlich<br />
durch das Meares-Irlen-Syndrom behindert wird. Da<strong>bei</strong> gilt es zunächst herauszu-<br />
finden, was genau passiert, wenn die Person liest, d.h. es soll möglichst genau<br />
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